Zauberhandtasche

Letztes Wochenende war es wieder soweit: am Rothsee fand der Auftakt der Rother Triathlonwochen statt.

Für alle bedeutet diese Veranstaltung den Start in die tollsten Wochen des Jahres. Und wenn ich alle sage, dann meine ich alle. Nicht nur Sportler und Begleiter sind dann Feuer und Flamme, sondern tatsächlich die ganze Stadt, von jung bis alt.

Eines der besten Beispiele dafür: meine Oma. Mittlerweile 74 Jahre alt, lässt sie sich nicht nehmen, das gesamte Wochenende am Rothsee ehrenamtlich Kaffee und Kuchen zu verkaufen – und das schon seit 20 Jahren.

Grund genug für die Lokalpresse mit ihr ein Interview zu führen. Der Artikel, der dann am Montag in der Zeitung stand, ist wie Omas Zauberhandtasche – es war einfach alles eingepackt, was eventuell, vielleicht, auch nur ansatzweise nützlich (in diesem Fall informativ) sein könnte und der Reporter konnte dem scheinbar nicht all zu viel entgegensetzen.

Genau so habe ich meine Oma bei meinen ersten Begegnungen mit dem Triathlonsport in Erinnerung. Sie führte das Kommando über die Versorgungsstelle bei Laufkilometer 1 des Ironman Europe, war immer für alles gerüstet (Stichwort Zauberhandtasche) und verhungert oder verdurstet ist während des Helfens keiner ihrer Schützlinge. Ich wette, auch der Reporter wurde mit einem Stück Kuchen belohnt.

So standen nun mein Bruder, zahlreiche Cousins, Cousinen und ich mit Helfershirts, die bis zu den Knien reichten, am Straßenrand, um den Athleten Becher zu reichen. Die „Christine, Aufpassen!“ Rufe, wenn die ersten Sportler nahten, habe ich noch heute in den Ohren.

Und derjenige, dem der Führende einen Becher abnahm, war König und schwebte für den Rest des Tages auf Wolke sieben. Oder zumindest so lange, bis Oma einen zum Becheraufsammeln einteilte…

Nicht immer landete der Becherinhalt im Mund der Athleten – in kleinen Verschnaufpausen vergnügten wir Kinder uns gerne einmal mit einer Wasserschlacht. Klatschnass wurde uns dann ein anderer „Arbeitsplatz“ zugeteilt: richtig, Becheraufsammeln.

Die Triathlonbegeisterung liegt in der Familie!Zur Belohnung gab es am Tag danach einen beeindruckenden Muskelkater. „Haben die richtigen Sportler auch“, war Omas Kommentar.

Wer weiß, vielleicht wollte ich bei meinem ersten Ironman einfach nur sehen, ob das stimmt?!?

Fest steht: ohne solche treuen Helfer könnte kein Wettkampf über die Bühne gehen. Ich sage Danke und ziehe den Hut vor diesem Engagement!

Ach ja, lieber Reporter: nicht weit entfernt von Oma stand sicher Opa. Auch er ist schon seit 20 Jahren mit dabei und hat ein großes Dankeschön verdient…