Wechselszene-Moderator Andreas Hahn: „Laufen statt Frühschoppen“
Von der Moderationsbühne auf die Wettkampfstrecke: Andreas Hahn hat als Moderator des Citytriathlon Amberg und des Oberpfälzer Seenland Triathlons Gefallen am Wettkampf gefunden. Als sein Arbeitgeber, der Neue Tag in Weiden, ein „Von Null auf Triathlon“-Projekt präsentierte, war für Andreas klar: Da möchte er dabei sein. Heute hat er seine Triathlon-Premiere hinter sich, bringt 25 Kilo weniger auf die Waage und hat es geschafft, Familie, Job und Sport unter einen Hut zu bringen.
Wie war Dein erstes Triathlon Jahr?
Andreas Hahn: Es war grandios – ehrlich! Es war ja mein erstes als „Aktiver“. Der schönste Moment war, als ich mit meinen Kindern an der Hand auf das Ziel zugelaufen bin. Kaum angekommen, sagte mein vierjähriger Sohn: „Papa, aber jetzt gehen wir zum Spielplatz!“ Am schlimmsten waren die Momente im Training, wenn man sich denkt „Schaffe ich das, nein, das schaffe ich nicht … oder vielleicht doch?“ Diese Selbstzweifel – aufgrund fehlender Erfahrung – waren aber immer auch Motivation weiterzumachen. Und man schätzt die Situationen an der Strecke, vor dem Start und im Ziel dann auch als Moderator bei Events ganz anders ein. Schlimm war es für mich in Amberg am 01. Mai, dass ich „nur moderieren“ durfte – ich musste aber noch warten, weil „mein Triathlon“ erst ein paar Tage später war.
Wie ist Deine Vorbereitung gelaufen?
Andreas Hahn: Super. Mein primäres Ziel war es ja, so viel wie möglich abzunehmen. Das habe ich geschafft. Und gefinished habe ich auch – in der Sprintdistanz. Die Zeit war mir von Anfang an egal. „Durchhalten und ankommen“ war die Devise. Aber geil ist es, wenn man Fortschritte im Training bemerkt – man kann länger laufen, die Intensität beim Krafttraining erhöhen, mehr Kilometer mit dem Rad fahren, ohne platt zu sein, und auch immer mehr Bahnen schwimmen. Und man merkt auch, dass man das Training immer irgendwie in den Alltag integrieren kann. Im November konnte ich gerade einmal ein bis zwei Kilometer am Stück laufen – Ende April waren es dann acht. Beim Training war der häufigste Gedanke: „Es hat keiner gesagt, dass es ein Spaß wird …“
Würdest Du wieder so ein Projekt machen oder anderen zu so einem Projekt raten?
Andreas Hahn: Auf jeden Fall. Wer abnehmen will und sich motivieren kann, sich täglich zu bewegen, dazu seine Ernährung umstellt – für den ist es optimal. Man darf sich nur nicht davon abschrecken lassen, dass man am Anfang keine Ausdauer hat. Für mich war es auch wichtig, zusammen mit einer Kollegin zu trainieren, die auch „Von Null“ angefangen hat. Schön ist es, beobachten zu können, dass der Körper irgendwann nach Training und Bewegung „verlangt“. Außerdem macht die Abwechslung zwischen den drei Sportarten echt Spaß.
Wie ist Dein erster Triathlon dann gelaufen?
Andreas Hahn: Es war super. An Christi Hmmelfahrt, 09. Mai, ging ich in Weiden an den Start. Die Radstrecke war neu geteert worden, leicht wellig aber ohne großen Anstieg, wie beispielsweise am Grammerberg beim ehemaligen Citytriathlon in Amberg. Ich wusste nicht, was zeitlich drin war. Ich hatte ja keinerlei Erfahrung. Wichtig war mir: finishen. Und mit einer Endzeit von etwa 90 Minuten war das mehr als ich mir erhofft und erwartet hatte. Ich war happy als ich das Ziel sah. In Begleitung meiner Kinder die letzten Meter zu laufen, das war gigantisch. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht komplett platt war. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das gut vier Tage lang angehalten hat. Während des Radfahrens ging es mir super und ich hab überlegt, noch ne Schippe drauf zu legen. Ich hab mich aber dagegen entschieden, weil ich nicht einschätzen konnte, wie es mir dann beim Laufen geht.
Was hast Du 2013 noch alles sportlich gemacht?
Andreas Hahn: Am Tag vor meinem ersten Tri hab ich noch am Nofi-Lauf in Weiden teilgenommen: Sechs Kilometer, aber ganz easy getrabt. Selbst das hätte ich mir noch ein Jahr davor nicht im Traum vorstellen können. Und Ende August habe ich dann noch mit Sven (run) und Christine (bike) als Schwimmer die Wechselszene-Staffel beim Vilstaltriathlon komplettiert.
Nun kennst Du zur Seite als Moderator an den Tri-Strecken auch noch die Seite der Aktiven: Hat sich Dein Blick auf den Sport dadurch geändert?
Andreas Hahn: Ich habe nach wie vor großen Respekt vor allen, die Triathlon machen – egal welche Distanz. Ich bewundere die Freizeitsportler, dass sie diesen Sport in ihren Alltag integrieren. Und ich habe größten Respekt vor allen Familien, die den Tri in ihrer Familie unterstützen. Leider muss man aber auch feststellen, dass da einige Egoisten auf der Strecke sind, für die nur allein ihr persönliches Ergebnis zählt. Das merkt man am Auftreten vor und nach dem Wettkampf sowie auf der Strecke. Wenn jemand neben mir stürzt und keine Hilfe in der Nähe wäre, käme es mir nicht in den Sinn, einfach so weiterzufahren – bei einzelnen bin ich mir da nicht so sicher. Fazit: Ich freu mich darüber, dass ich mich eineinhalb Stunden lang bewegen kann. Aber Zeiten sind mir nicht wichtig. Und wegen zehn Sekunden, einem Arm im Gesicht beim Schwimmen oder sonstirgendwas mit irgendwem zu diskutieren? Ne, danke … dafür ist der Sport viel zu geil.
Wirst Du dem Ausdauersport jetzt treu bleiben?
Andreas Hahn: Ziel ist, dabei zu bleiben. Die Ausdauer zu steigern. Am 29. Juni beim 3. Chiemsee Triathlon die Kurzdistanz zu schaffen und 2014 meinen ersten Marathon zu finishen. Danach bleibe ich dem Triathlon treu – aber wahrscheinlich wird es nicht zu mehr reichen als zur Kurzdistanz.
War es schwierig, Familie, Job und den Sport unter einen Hut zu bekommen?
Andreas Hahn: Das geht, wenn man es ernst nimmt – aber nicht zu ernst! Für mich war klar: Training funktioniert in der Früh und mittags, aber nicht am Abend. Da will ich für meine Kinder und meine Frau da sein. Aber es spricht ja nix dagegen, um 07.30 Uhr für 45 Minuten zum Frühschwimmen zu gehen und danach in die Arbeit zu radeln. Was aber auch nur möglich war, weil ich 300 Meter vom Freibad entfernt wohne. Mittags schwimmen in Amberg oder Weiden oder 60 Minuten Krafttraining oder rauf aufs Laufband im Studio sind auch machbar. Und statt zu schwimmen, kann man auch am Morgen gleich laufen. Hätte ich da meinen Plan für die Sprintdistanz zu 100 Prozent eingehalten, dann wäre theoretisch wohl auch ein Start auf der Kurzdistanz möglich gewesen, glaube ich. Meine Kollegen wussten Bescheid und haben mich moralisch auch unterstützt, nachgefragt oder mich sogar mal ins Studio begleitet.
Wie hoch war dann letztendlich der Zeitaufwand?
Andreas Hahn: Ich denke, so mit acht Stunden pro Woche kommt man da gut hin.
Wie ist Dein neues Körpergefühl?
Andreas Hahn: Aber hallo … bis jetzt sind es 25 Kilo. Von 01. November bis Anfang Mai waren es knapp 20 Kilo. Man fühlt sich morgens fitter und frischer. Man ist belastbarer im Job, Kreislauf und Blutdruck danken es einem auch. Und Rückenschmerzen? Kenne ich nicht mehr.
Das geht aber nicht nur mit Schwimmen, Laufen und Radfahren?
Andreas Hahn: Man ernährt sich bewusster, achtet auf das, was man zu sich nimmt. Man sieht jede alltägliche Bewegung nicht als Belastung, sondern als zusätzliches Zuckerl. Und ich ärgere mich darüber, dass ich früher so faul und bequem war.
Was hast Du ins Equipment gesteckt?
Andreas Hahn: Pulsuhr, Badehose, Schwimmbrille, anständige Laufschuhe, Rennrad und Schuhe sowie Tri-Anzug. Schuhe kosten so ca. 120 Euro. Badehose und Schwimmbrille zusammen 30 bis 40 Euro, aber evtl auch nur 20 Euro. Den Tri-Anzug und Helm hat man mir gesponsort (DANKE Sven!). Rennrad und Radschuhe habe ich mir erst einmal geliehen.
Wie hat sich Dein Leben durch den Triathlon verändert?
Andreas Hahn: Ich nehme Sportler viel bewusster wahr. Radler auf der Straße betrachte ich nicht mehr als nervig, sondern als Sport-Kollegen. Dass man am Sonntagvormittag läuft, statt beim Frühschoppen zu sitzen, das ist jetzt eine Selbstverständlichkeit.