Von Weichbodenmatten, leuchtenden Augen und Zeppelinen
Rückblende: Klein Christine betritt die Sporthalle, in der montags das Kinderlauftraining der Triathlonabteilung stattfindet. Trainer Thommy kommt gerade von seiner eigenen Laufrunde. Er erklärt, er bereite sich gerade auf einen Marathon vor. Ehrfurcht stellt sich ein – vor seinem Marathonprojekt, vor seinen austrainierten Beinen, und vor seinem Auftreten als Trainer. Nicht lange und ich habe das Training liebgewonnen. Am liebsten sind mir Laufspiele, am allerliebsten „Mattenrutschen“ – das Spiel bei dem man mit Anlauf auf Weichbodenmatten springt, um sie Stück für Stück ans andere Ende der Halle zu rutschen.
Über 13 Jahre später bin ich zwar nicht viel größer als damals, aber an Thommys Stelle eine der Trainerinnen des Lauftrainings für die Kleinsten der Abteilung.
Und „Mattenrutschen“ gehört auch heute noch zu den Lieblingsspielen der Kinder.
Auch die leuchtenden Augen finden sich heute noch, wenn ich zum Beispiel die Tricks für den schnellen Wechsel in die Laufschuhe verrate. Dann hoffe ich , dass einige von ihnen dem Sport treu bleiben und in einigen Jahren vielleicht meine Position übernehmen wollen.
Nicht nur, dass ich einen großen Teil meines Erfolges solch ehrenamtlicher Arbeit zu verdanken habe. Auch macht diese Arbeit unglaublich viel Spaß.
Im Training erlebt man immer wieder Situationen, die nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Unsere Laufstunde besteht aus vielen verschiedenen Spielen – damit läuft das Training am besten. So verzieren wir zum Beispiel unsere kurzen Sprints mit allerlei Schwierigkeiten, die sich die Kinder selbst ausdenken: alle liegen vor dem Start auf dem Bauch oder sitzen im Schneidersitz oder laufen mit angelegten Armen – den Nachwuchssportlern gehen selten die Ideen aus.
Bei der Übung „Flugzeugsprint“ (=Sprint mit seitlich ausgestreckten Armen) vergisst einer meiner kleinen Piloten, die Flügel auszuklappen, was ich nach dem Sprint auch anmerke. Die Hände in die Hüfte gestemmt antwortet er im Brustton der Überzeugung: „ICH bin ein ZEPPELIN. Und ein ZEPPELIN braucht keine FLÜGEL um zu FLIEGEN!!!“
Tja, da steht man nun vor gleich mehreren Problemen. Rein theoretisch fährt ein Zeppelin ja – aber wie erklärt man das auf die Schnelle? Das viel größere Problem ist vor allem, dass man erst völlig perplex ist und dann kurz vor einem ausgewachsenen Lachanfall steht. Was man natürlich nicht zeigen darf – der kleine Mann möchte schließlich ernst genommen werden. Nach einigen Sekunden mit angehaltenem Atem wurde der Pilot nun gebeten, das Gefährt zu wechseln und siehe da, beim nächsten Sprint flog er brav in der Flugzeugformation.
Noch heute zaubert mir diese, ebenso wie viele andere Geschichten,, ein Schmunzeln auf die Lippen und ist für mich der beste Grund, um jede Woche wieder gerne in das Kindertraining zu gehen.