Und jetzt noch was von mir persönlich

Hallo zusammen,

letztlich ist es so, dass ich von den drei Partner immer nur das schreiben kann was mir auffällt oder mir gesagt wird. Das was ich selbst empfinde und erlebe kann ich genau wiedergeben.

Uns hat über unsere Homepage eine anonyme Email erreicht (Inzwischen auch noch als Email an meinen Verein CIS Amberg). Der Schreiber bezeichnet sich als „Wadlbeisser“. Ich liebe ja diese feigen Menschen, die keinen Namen nennen und sich anonym auskotzen. Als ich ihm an seine Emailadresse antworten wollte, stellte ich sogar fest, dass selbst die wadlbeisser@… Emailadresse falsch war und die Email als unzustellbar zurückkam

Eigentlich will ich ja gar nicht groß auf diesen Schwachsinn eingehen. Da schreibt diese Person, dass er vor keinem von uns außer Wolfgang Respekt hat, weil wir ja nur ein Viertel der Strecke des RAAM gefahren und wörtlich ansonsten im Auto relaxt haben. Da wir die ersten Oberpfälzer waren die das RAAM absolviert haben, denke ich dass dieser Typ von Tuten und Blasen absolut keine Ahnung hat, geschweige denn von was er überhaupt redet.  Ob er nur annähernd einmal über 1200 Kilometer in 6 Tagen gefahren ist und das mit Sicherheit nicht im Grundlagentempo?

Warum muss man denn vorm Wolfgang Respekt haben und vor den anderen Drei nicht? Kommt hier der Behinderten Bonus zum tragen? Ich glaube nicht dass unser Wolfgang diesen Bonus haben möchte. Und sind wir mal ganz ehrlich. Wolfgang ist ein großer und phantastischer Sportler. Und er hatte in Kansas mit den 80 km/h Seitenwindböen natürlich richtig zu kämpfen. Mit einem Arm hält sich so ein Rad im Wind eben nur sehr schwer. Er hatte es dort so schwer dass er nach jeweils 45 Minuten entkräftet vom Rad musste. Auf der anderen Seite ist er der Einzige von uns Vier der nicht Vollzeit arbeitet und wohl am meisten Trainingskilometer in den Beinen hatte. Also wollen wir hier jetzt anfangen unsere Leistungen gegeneinander aufzuwiegen? Fakt ist, dass wir Vier fast das gleiche Leistungsniveau hatten, fast die gleiche Anzahl an Stunden im Sattel saßen und fast die gleichen Kilometer runtergerissen haben… – wir haben das Rennen zusammen mit unserer Crew bestritten und keiner von uns hätte es ohne die funktionierenden Rädchen im Projekt geschafft.

Dann fiel da noch der Satz „die ganze Oberpfalz richtet wieder die Kübel her, wenn das Blut aus der Zeitung läuft wenn Huber schreibt…“ – jetzt ist diese Situation für mich nicht neu. Schon als Triathlet wurde mir immer zur Last gelegt dass ich über mich selbst schreiben würde. Jungs, wenn Ihr schneller gewesen wärt, hätte ich auch gerne über Euch geschrieben. Ich habe 1995 angefangen die Pressearbeit für den CIS zu übernehmen. Damals hatte ich keine Erfolge. Später verwies die Zeitung auf mich wenn jemand etwas bringen wollte. Das muss ja bedeuten dass ich keine so schlechte Arbeit gemacht habe. Und wieso hätte ich die Arbeit aufhören sollen als der Erfolg hinzukam? Leute, die anonym so etwas von sich geben sind Neider und nicht mehr – und in all den Jahren kam nicht einer persönlich zu mir um mir so etwas zu sagen. Also noch Feiglinge dazu.

 Soviel dazu. Wie im ersten Absatz erwähnt, möchte ich noch kurz meine persönlichen Empfindungen schildern. Bereits auf meinem ersten Einsatz in der ersten Schicht war es brütend heiß und ich musste einen langen Berg hoch. Schon da war ich am Ende meiner Kräfte. Zu schnell angegangen? Noch nicht an die Hitze gewöhnt? Hätte ich doch in der Sauna trainieren sollen? Nein! Ich würde auch nach dieser Erfahrung nicht in die Sauna gehen. Ach ja, gleich mein erstes Stopp Schild hatte ich überfahren ohne auch überhaupt nur ansatzweise zu bremsen. Ich hatte es einfach nicht gesehen. Die Race Marshals dafür mein Verhalten schon und wiesen die Crew auf mein Vergehen hin und dass sie kein zweites Mal das Auge zudrücken würden.

Mein zweiter Einsatz führte mich dann in die Moyave Wüste. Auch hier zog es mir den Stecker. Die Strecke war eigentlich flach, aber diesen Brutkasten hielt ich nicht aus. Mein dritter Einsatz auf der ersten Schicht war dann glücklicherweise bereits im Dunkeln und ich tourte richtig. Wäre eigentlich perfekt gewesen, wenn wir hier nicht den größten Verfahrer im ganzen Rennen geliefert hätten, der uns wohl 20 Minuten gekostet hatte und den wir glücklicherweise durch den Hinweis von Team Nr. 417 festgestellt hatten. Diese hatten uns falsch fahren sehen und waren und mit einem Fahrzeug gefolgt um uns auf die falsche Richtung aufmerksam zu machen. Auch hier im Blog nochmal 1000 Dank für dieses faire Verhalten.

Da es im Dunkeln gut lief dachte ich noch dass ich jetzt im Rennen sei. Ein Irrtum… Am nächsten Tag waren Stephan und ich auf unserer zweiten Schicht tagsüber in Kansas unterwegs. Brütende Hitze bis auf 42 Grad und viele Berge zu überwinden. Mein Körper war leer. Ich begann jeden Einsatz ganz ordentlich, aber nach 20, 30 Minuten rollte ich eigentlich nur. Also mein Tempo war schon akzeptabel, aber ich musste mich dabei unendlich schinden und letztlich war es eben kein Druck auf dem Pedal um wirklich vorwärts zu kommen. Und bergan war ich einfach nur am sterben. In den Pausen hatte ich keinen Appetit, musste mir das Essen reinwürgen und auch das geliebte Cola schmeckte mir nicht mehr. Auch schlafen konnte ich kaum. Wie sollte sich hier mein Körper erholen? Da ich wusste noch mindestens sechs Schichten vor mir zu haben, machte sich langsam Verzweiflung bei mir breit. Nach der dritten Schicht war ich am Boden zerstört. Vor Erschöpfung weinte ich beim duschen. Dass ich nicht aufgeben würde war mir klar. Um keinen Preis. Aber ich begann Angst um meine Gesundheit zu haben.

Und dann… Zum ersten Mal beendeten wir eine Schicht zu einer Uhrzeit die eine normale Schlafenszeit war und ich schlief tief und fest. Dann das schon beschriebene Eis und Erdbeeren essen und es kam eine Nachtschicht auf mich zu. Endlich angenehme Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad. Dann hatten wir kaum Berge. Mir ging es gut und ich fuhr sofort ein Höllen Tempo. Und trotzdem konnte sich anscheinend mein Körper mehr und mehr erholen. Ich war endlich im Rennen angekommen. Auch die Tagesschichten mit Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad machten mir nun nur noch wenig aus und auch die Anstiege der Apalachen drückte ich ordentlich hoch.

Da mein Garmin das erste Gerät war was ausgefallen war, hatte ich schon bald keine Wattmessung mehr. Ich fuhr nur nach Gefühl was aber mit Sicherheit gut war. Da ich immer fuhr was ging, dachte ich zwar schon daran, dass irgendwann die Kraftreserven zu Ende sein müssten, aber irgendwie war ich immer voll auf der Höhe. Und im Ziel die Speicher dann auch vollkommen leer. So gesehen, habe ich eigentlich alles richtig gemacht wenn ich mich auf mein Gefühl verlassen habe.

 Im Nachhinein wurde im Team durchaus diskutiert wieviel man schneller hätte sein können wenn keine Fehler passiert wären oder man ein zweites Begleitfahrzeug gehabt hätte. Aus meiner Sicht ist dies alles keine Diskussion wert, da das Rennen nahezu perfekt gelaufen ist und es über diese Distanz mit Sicherheit kein fehlerloses Rennen geben wird. Sicherlich, ein zweites Begleitfahrzeug hätte Standzeiten bei den Nachtwechseln erspart, was wohl mindestens zwei Stunden gebracht hätte über die ganzen Tage.

Aber sonst… Wir haben uns nur so verfahren, dass die Korrekturen kaum Zeit in Anspruch genommen hatten. Selbst das Siegerteam hatte einen Verfahrer der angeblich 30 Minuten gekostet hatte. Dann hatten wir irgendwann am letzten Tag morgens vom Begleitfahrzeug das Signal dass wir Luft verlieren würden. Erst beim Rückbau der Fahrzeuge stellten wir fest dass wir eine lange Schraube im Reifen hatten. Hätten wir einen Platten gehabt, wären wir gestanden. Wir hatten bei den Rädern nur einen Platten auf fast 5000 Kilometern. Und wir hatten nur ganz ganz wenige Male richtig Gegenwind. Klar kostete der heftige Seitenwind in Kansas Zeit. Das Team aus 2010 unserer Crew hatte hier Rückenwind und flog durch Kansas. Aber ich denke dass wir auf 75 % der Strecke perfekte Windbedingungen hatten. An meinem Rad war beim allerersten Einsatz auf der schlechten Strasse der Schalter für den Umwerfer verloren gegangen. So musste ich mit dem kleinen Finger ziemlich schmerzhaft auf einen kleinen Knopf drücken – aber es ging. Wäre das mit dem Schalter für das hintere Ritzel passiert, gar nicht daran zu denken… Und ebenfalls beim ersten Einsatz brach die Schraube meines linken Aufsatz-Pads. Wäre die zweite Schraube auch gebrochen, wäre mit dem Zeitfahrlenker die Sache erledigt gewesen. So konnten wir den Pad mit Pappe und Klebeband stabilisieren und er hielt bis ins Ziel.

Wir hatten ein nahezu perfektes Rennen und wir waren mit einem Druchschnittsalter von 48 Jahren im Ziel nur 10,5 Stunden hinter den Siegern – und das nach fast 5000 Kilometern. Ich bin überglücklich über dieses Ergebnis und für mich war das RAAM eine einmalige Sache. Denn ich glaube nicht dass dies nochmals zu toppen sein würde und dieses Gefühl möchte ich mir bewahren und meinen Liebsten erzählen können. Ich habe in meinem Leben 23 Ironman Rennen bestritten und ich kenne das Gefühl den Körper an seine Grenzen zu treiben und darüber hinaus und wie es ist, dies zu vollenden. Ich persönlich bin satt was das betrifft – das Hochgefühl danach ist immer kürzer geworden. Das RAAM bedeutet mir noch einmal etwas getan zu haben, was nicht jeder in der Lage ist und es mit einer phantastischen Leistung im ganzen Team beendet zu haben. Das ist ein Gefühl dass man auch mit ins tägliche Leben hineinnehmen solle. Als Team erreicht man mehr als als Einzelkämpfer. Ohne die selbstlose Arbeit des Teams wäre niemand in der Lage dieses Rennen zu beenden.

Vielen Dank Thorsten, Kerstin, Lars, Mehdi, Massoud, Jörg und Olli!

Und vielen Dank an Thomas, Stephan und Wolfi – wir waren ein großartiges Team

Und jetzt wo ich das hier im Flugzeug auf dem Weg zurück schreibe und mir gerade eine Träne verdrücke beende ich das hier. Ich hoffe Ihr konntet ein wenig was von unseren Emotionen und Erlebnissen mitnehmen

Euer Norbert

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar