Triathlon de Gerardmer

Rennbericht von MAXI KIERMEIER vom Weltenburger Alkoholfrei Team CIS Amberg.

Wie schon im vergangenen Jahr hatte ich mir zum Saisonabschluss den Mitteldistanzklassiker in den französischen Vogesen ausgesucht. Bei guten Wetteraussichten, einer landschaftlich reizvollen, aber knallharten Strecke und einem Starterfeld mit ca. 1200 Teilnehmern, darunter auch einige namhafte Mittel- und Langdistanzprofis, standen die Chancen gut, dass es einen großartigen Renntag für Athleten und Zuschauer geben wird.



Nach einer nicht ganz planmäßigen Anreise und einer doch recht frischen Nacht im Zelt musste ich am Samstagmorgen dann einen harten Kampf ausfechten, damit ich pünktlich aus den Federn kam. Nach einem entspannten Check-In und einem gemütlichen Frühstück ging’s dann wieder zurück zum Campingplatz um die letzten Startvorbereitungen zu treffen.

Nach einem kurzen Einschwimmen und dem Suchen der richtigen Startposition, um nicht wie im letzten Jahr in der Waschmaschine zu verschwinden, fiel dann um Punkt 9.30 Uhr der Startschuss für den ersten Event dieses Wochenendes.

Anders als im letzten Jahr konnte ich mich gleich vom Start an aus jeder Keilerei raushalten und bis zur ersten Boje mein eigenes Tempo schwimmen. Dort sortierte sich das Feld dann vollständig und ich konnte verwundert, aber auch mit Freude feststellen, dass ich den Anschluss an die erste große Verfolgergruppe halten konnte. Nach 1500 Metern folgte dann ein kurzer Landgang, bei dem sich herausstellte, dass ich zwar in der Gruppe etwas weiter hinten schwamm, aber der Anschluss doch noch nicht ganz verloren war. Ohne weitere Probleme ging’s dann auch nach 27:35 min, mit ca. fünf Minuten Rückstand auf den Führenden, zum Schwimmausstieg und in die erste Wechselzone.

Auf Rang 38 liegend konnte ich dann die 93 Kilometer lange „Achterbahn“ durch die Vogesen in Angriff nehmen. Leider musste ich schon am ersten der insgesamt neun Anstiege erfahren, dass auf dem Rad nicht mit einer Granatenleistung zu rechnen ist. Denn noch vor dem Gipfel, welcher bei Kilometer 5 war, wurde ich von einigen Konkurrenten überholt und ich fühlte mich auch alles andere kraftvoll. Der Gedanke ans Aufhören, welcher sich in den ersten paar Minuten des Radfahrens entwickelte, wurde dann zwar schnell wieder verworfen und durch „einfach Spaß haben“ ersetzt, aber den fehlenden Druck auf dem Pedal konnte das auch nicht erwecken. Die folgenden 20 Kilometer waren dann auch eher weniger Genuss als Qual ohne wirklich vorwärts zu kommen, bis ich auf einem der wenigen flachen Abschnitte des Kurses wieder Boden auf die vor mir fahrenden Kontrahenten gut machen konnte und es auf einmal wieder rund lief. Beflügelt durch dieses Erlebnis und mit einem weiteren Begleiter ging es so die nächsten 35 Kilometer weiter und ich sah dann einige Leute das zweite Mal auf der Radstrecke. Doch leider hielt auch dieses Gefühl nicht wirklich lange an. Ab Kilometer 70 fühlte es sich an als hätte mir jemand den Stecker gezogen und ich konnte wieder keinen Druck mehr aufs Pedal bringen. So wurde ich wieder um einige Plätze durchgereicht und erreichte schließlich nach 3:06 Stunden auf Rang 58 liegend die zweite Wechselzone.

Nach einem gewohnt schnellen Wechsel ging es dann auf die unrhythmische sieben Kilometer Laufrunde um den See. Überraschend schnell gelang es mir mein „Wohlfühltempo“ zu finden und so konnte ich auch die erste der drei zu laufenden Runden ohne Probleme abspulen, was nach der Leistung auf dem Rad doch etwas überraschend kam. Anfang der zweiten Runde spielte mir mein Körper dann auch schon wieder den nächsten Streich. Der Druck auf der Blase wurde doch zu groß und ich musste ihm nachgeben und einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Erleichtert ging es dann weiter, aber auch nicht lange, dann stellte sich ein flaues Gefühl im Magen ein. Also wurde an der nächstbesten Verpflegungsstation eine Gehpause eingelegt und alles aufgenommen, was greifbar war.  Dieses Spielchen wiederholte sich auf den letzten Kilometern leider noch zwei Mal und so kam ich in den Genuss, manchen Kontrahenten das dritte Mal zu überholen, bevor ich mit einer Laufzeit von 1:35 Stunden und einer Gesamtzeit von 5:12:42 Stunden als Gesamt-59. von mehr als 1100 Einzelstartern über die Ziellinie ging.

Auch wenn ich damit mein angestrebtes Ziel auch dieses Jahr nicht erreicht habe und ich immer noch nicht genau weiß, warum ich beim Radfahren und Laufen solch eine Achterbahn der Gefühle durchleben musste, bleibt mir dennoch der 7. Platz in der U25-Kategorie und das gute Gefühl, als drittbester Deutscher über die Ziellinie gelaufen zu sein. Gewonnen hat in 4:20:19 der amtierende Langdistanzweltmeister Silvain Surdrie vor Stephane Poulat und Julien Loy.

Die Zielverpflegung war wie schon im Vorjahr wieder phänomenal gut und nach zwei leckeren Weißbier und einem gemütlichen Abend ging es dann auch früh ins Bett, denn am Sonntag stand dann Teil 2 des Wettkampfwochenendes auf dem Programm.

Dieser zweite Teil bestand aus der Olympischen Distanz, welche um 13:30 Uhr gestartet wurde. Blieb also am Vormittag noch genug Zeit die Strecke zu erkunden, Startunterlagen abzuholen und ein ausgiebiges Frühstück zu genießen.

An selber Stelle wie am Vortag begab ich mich in die Fluten des 17 Grad kühlen Bergsees und konnte wieder bis zur ersten Boje ohne Probleme mein Ding durchziehen. Nach 22:10 min konnte ich mich in der Wechselzone das letzte Mal in der Saison 2010 von meinem Helix trennen und begab mich auf Rang 49 liegend auf die dreimal zu fahrende 13 Kilometer Runde, wobei auch hier mit 1000 Höhenmetern wieder die Bergziegen gefragt waren. Mit der 19.-besten Radzeit des Feldes nahm ich als 24. nach  insgesamt 1:40 Stunden die Laufstrecke in Angriff. Dort immer mit den Folgen des Vortags rechnend, legte ich ein hohes Tempo vor und konnte die erste der zwei Runden mit der späteren Damensiegerin und ehemals Weltcup Starterin, Marie Lorblanchet, mitlaufen. Auf der zweiten Schleife merkte ich dann doch noch die Strapazen vom Vortag und musste etwas Tempo rausnehmen, konnte aber trotz allem noch in der Zeit von 2:23:22 den 23. Gesamtrang ins Ziel retten, was in der U25 Wertung mit dem 9. Platz meinen zweiten Top-10-Platz an diesem Wochenende bedeutete. Sieger wurde hier der Freiburger Andi Böcherer (2:05:41).

Mit diesem doch überraschenden, Ergebnis war der Frust des Vortages etwas verblasst, dennoch muss ich gestehen, dass ich nicht voll und ganz zufrieden bin. Wenn man 16 Triathlon im Jahr auf sehr hohem Niveau ohne großen Tiefpunkt „übersteht“ und genau beim wichtigsten Wettkampf des Jahres einfach nichts rund läuft, kann und will ich mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden sein.

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