Sportmedizinische Leistungsdiagnostik – Ein kurzer Überblick von Dr. med. Frank Möckel

Herr Dr. med. Frank Möckel gibt uns hier einen kurzen Überblick zur sportmedizinische Leistungsdiagnostik

Was bedeutet Leistungsdiagnostik?
Eine Leistungsdiagnostik ist allgemein erst einmal die Prüfung der so genannten konditionellen Fähigkeiten Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination auf ihren Entwicklungsstand mittels verschiedener Testverfahren. In der Praxis sind dabei insbesondere Testverfahren für die Ausdauer und Kraft in Anwendung, da diese direkte Informationen für die Trainingssteuerung zulassen.
Was ist eine sportmedizinische Leistungsdiagnostik?
Mittels einer sportmedizinischen Leistungsdiagnostik wird sowohl der Gesundheitszustand als auch die Leistungsfähigkeit gründlich überprüft. Während der Belastung werden das Herz-Kreislauf-System (EKG, Puls, Blutdruck), der Stoffwechsel (Laktat = Milchsäure) als auch wahlweise das Atemsystem (Atemfrequenz, Atemvolumina, Sauerstoffaufnahme, Ausmaß der Fettverbrennung etc.) einer gezielten Kontrolle unterzogen. Dieser Test lässt u.a. Aussagen über den aktuellen Ausdauerzustand zu und gibt Hilfe zur optimalen individuellen Trainingssteuerung.

Wie funktioniert eine Leistungsdiagnostik?
Während einer stufenförmig ansteigenden Belastung auf dem Fahrradergometer oder Laufband (ähnlich dem Belastungs-EKG, jedoch immer sportartspezifisch notwendig) wird zusätzlich aus dem Ohrläppchen die Milchsäure (= Laktat) bestimmt. Bei einer Spiroergometrie hat man zusätzlich noch eine Maske auf, über welche die Atmung, der Stoffwechsel als auch die maximale Sauerstoffaufnahme bestimmt wird. Anhand der Messdaten wird anschließend mittels eines speziellen Programms die so genannte Laktat-Leistungskurve erstellt sowie die individuellen Schwellen berechnet. Diese bilden dann die Grundlage für ein gezieltes und effektives individuelles Training.

Welchen Nutzen hat man von der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik?
Aufgrund der Analysedaten kann der Arzt eine genaue Beurteilung des Gesundheitszustandes als auch der momentanen Fitness und  Ausdauer-leistungsfähigkeit geben. Zusätzlich erhält man genau auf die Person zugeschnittene individuelle Trainingsempfehlungen in Abhängigkeit der aktuellen Voraussetzungen und Ziele.
Häufig wird im Training entweder mit zu hohen oder zu niedrigen Intensitäten trainiert. Damit bleiben die Trainingsfortschritte aus, auf längere Sicht können sogar  Beschwerden oder Erkrankungen auftreten.
Mittels der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik werden so für jede Person die für ihn / sie richtigen Intensitäten und Pulswerte für ein gezieltes und effektives individuelles Training bestimmt.

Welcher Puls für wen?
Die individuellen Pulswerte für das Training können sehr stark zwischen den Personen variieren. So können bei einer Person Pulswerte um die 100 Schläge pro Minute für ein Grundlagentraining optimal sein, bei einer anderen Person sind jedoch bis zu 180 Schläge pro Minute notwendig. Die bekannten Formeln für die Berechnung des Trainingspulses wie u.a. 180 – Lebensalter liefern häufig falsche Werte. Über- und Unterforderung sind die Folge. Zudem setzt sich ein intelligentes Training aus mehreren Trainingsbereichen zusammen, die einer bestimmten Abfolge bedürfen.

Für Wen geeignet?
Primär macht eine Leistungsdiagnostik Sinn für Sportler, die gezielt Ihre Leistung verbessern wollen. Insbesondere hier ist die genaue Kenntnis der individuellen Trainingsbereiche für die Grundlagenausdauer und für die Tempoeinheiten sehr wichtig. Die weltweit im Leistungssport gewonnenen Daten werden zunehmend nun auch dem Breitensport zugänglich gemacht.
Im Bereich des Gesundheits- und Breitensports nimmt die Überprüfung des Gesundheitszustandes eine immer wichtigere Rolle an. Gilt es doch zu überprüfen, ob intensive Belastungen möglicherweise mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden sind. Auch hier können Trainingsempfehlungen auf Basis der Testdaten zu einer gezielten Verbesserung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit beitragen.
Weniger geeignet ist eine Leistungsdiagnostik für Walker und Nordic Walker, da die Belastungsintensität zumeist im aeroben Bereich angesiedelt ist und eine Trainingssteuerung hier zumindest im Gesundheitssport wenig Sinn macht.

Auf welche Qualitätskriterien ist zu achten?
Olympiastützpunkte, lizenzierte Untersuchungsstellen des DOSB oder auch zertifizierte Einrichtungen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) durchlaufen ein standardisiertes Zulassungsverfahren und garantieren damit Qualität. Im Optimalfall wird die Untersuchung von einem sportmedizinisch erfahrenen Arzt durchgeführt und dann gemeinsam mit dem Sportler und ggf. mit dem Trainer besprochen.

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