Risiken und Nebenwirkungen

Vor einigen Wochen habe ich mich leichtsinnigerweise dazu überreden lassen, ein Mountainbike-Rennen zu bestreiten. Na gut, zugegeben, allzu viele Überredungskünste mussten nicht aufgebracht werden. Zur Aussicht auf ein spassiges (?) Rennen kam schließlich noch hinzu, dass ich mir das neue Rad, auf das ich schon länger ein Auge geworfen hatte, praktisch zulegen musste. Schließlich war mein Altes nicht mehr renntauglich…

Und natürlich musste ich mich nun ersteinmal an das neue Rad gewöhnen. Was wäre da besser geeignet,als ein spontaner Ausflug nach Südtirol?

Meine Idee fiel bei einem meiner Trainingspartner gleich auf fruchtbaren Boden und zwei Tage später saßen wir im Auto Richtung bella Italia.
Mein Partner Dominik hatte sich noch ein 29er Testbike besorgt, sodass wir beide hervorragend ausgerüstet waren. Dank der jahrelangen und ausgiebigen Wanderungen in der Region mit meinen Eltern (damals definitiv nicht nach meinem Geschmack), waren meine Ortskenntnisse nicht schlecht und ich konnte zumindest die grobe Richtung unserer Routen vorschlagen. Für die Feinheiten und die Orientierung unterwegs sollte Dominik zuständig sein.

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt - wir erweitern auf trägt...

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt - wir erweitern auf trägt...

So weit, so gut. Unsere erste Tour begann vielversprechend: schöner Trail, gefolgt von einer Schotterauffahrt, wird wieder zum Trail, Tragepassage  (halb so wild), Tragepassage (entweder bin ich zu klein oder die Stufen zu groß), Tragepassage (auch zehn Kilogramm werden irgendwann schwer), Tragepassage (ich glaube, ich bin im falschen Film!!!). Nach vierzig Minuten fanden wir dann tatsächlich wieder einen fahrbaren Weg – mit mir kann man’s ja machen.

Und dann, endlich, die erste Abfahrt!
Noch während der Abfahrt im steinigen, rutschigen Flussbett  dachte ich mir, dass der Schreiber der Mountainbike-Karte wohl nicht ganz bei Verstand gewesen sein konnte, als er diese Route auswählte. Unten angekommen wurde ich mit dem ersten Adrenalin-Lachflash belohnt – es sollte nicht der letzte gewesen sein. Auch die weitere Abfahrt ließ an technischen Finessen und Tempo nichts vermissen, sodass mein Grinsen für den Rest des Tages ins Gesicht gemeißelt war.
Als ich am Abend die  Karte zur Planung der nächsten Route zur Hand nahm, musste ich mein vorschnelles Urteil über den Kartenplaner dann doch zurücknehmen – mein Guide hatte nicht die Radkarte, sondern die Wanderkarte eingepackt…
Sein Kommentar: „War doch super, oder?“ – Klar. Mit mir kann man’s ja machen.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie besser nicht den vernünftigen Teil ihrer selbst.

Der Fakt, das wir die erste Tour überlebt hatten, führte dazu, dass die nächsten Touren auch mit der Wanderkarte geplant wurden. Folgen: noch mehr Tragepassagen und unerwartet heftige Adrenalinschübe. Folgen der Folgen: Grinsen vom einen Ohr zum anderen, völlig irritierte Wanderer und die Erkenntnis: Nicht nur vom RUNTERfallen, auch vom RAUFtragen kann man blaue Flecken davontragen – und zwar nicht wenige – trotzdem lieber davon, als von ersterem.

Nach Abschluss der Tour steht fest, dass das neue Rad den Härtetest bestanden hat. Im Gegensatz zu mir hat es zumindest keine blauen Flecken abbekommen… macht nichts… wann geht’s wieder los?!?