Zwischen Nostalgie und Wetterkapriolen

Zwanzig Jahre ist es her, dass Norbert Huber vom CIS Amberg im Rahmen der damaligen Triathlontage in Amberg seinen ersten Triathlon als Zwanzigjähriger bestritt. Ein Jahr später, 1993 fand die Erstauflage des Trans Vorarlberg Triathlons statt.
Bis dahin gibt es daran noch keine Besonderheit. 1997 dann kreuzten sich die Wege. Bei der fünften und bislang letzten Auflage der triathletischen Durchquerung des österreichischen Bundeslandes stand auch Huber an der Startlinie und belegte damals einen guten 27. Platz. Danach wurde die Veranstaltung eingestellt, da der logistische Aufwand, um die Athleten von Bregenz auf die Bieler Höhe zum Silvretta Stausee zu bekommen und vor allem wieder zurück zum Ausgangspunkt einfach zu hoch war. Huber behielt den besonderen Reiz aber immer in Erinnerung und bezeichnete den Trans Vorarlberg während seiner ganzen Triathleten Laufbahn immer als einen der schönsten Events.

Als Huber vor ca. einem Jahr von der Neuauflage des Events hörte, war für ihn sofort klar, dass er dort mit starten würde. Nach seinen großen Erfolgen zwischen 1998 und 2009 hatte er sich mehr und mehr wieder anderen Dingen im Leben gewidmet. Lediglich für das Race across America im Juni diesen Jahres hatte er nochmal versucht, seine Radform hoch zu ziehen. Schwimmen hat er inzwischen gänzlich eingestellt. „Zur Vorbereitung auf den Trans war ich dieses Jahr vier Mal im Wasser – aber ich dachte mir immer mit Neopren als Schwimmhilfe schaffe ich schon irgendwie 1,2 Kilometer“ so Huber. Zu diesen 1,2 Kilometer im Bodensee kommen beim neuen Format des Trans Vorarlberg Triathlons 102 Kilometer Radfahren über den 1675 Meter hohen Hochtannbergpass zur zweiten Wechselzone in Lech am Arlberg. Dort waren dann noch 12 Kilometer in den Laufschuhen zu absolvieren.

Nach der Hitze der letzten Wochen hatte Huber schon die Befürchtung, dass aus seiner Schwimmhilfe nichts werden würde. Auf über 25 Grad war die Wassertemperatur in den Tagen vor dem Event angestiegen. Bei mehr als 23 Grad würde der Neopren verboten werden. Doch ein massiver Wetterumschwung mit viel Regen brachte die Wassertemperatur wieder auf 21 Grad am Wettkampfmorgen. Pünktlich um 9 Uhr begaben sich knapp 400 Einzelstarter und fünf Minuten später noch 100 Staffeln auf den Weg durchs Vorarlberg. Sieben Minuten später gab es für den Bodensee eine Sturmwarnung. Nach wenigen Metern bekamen die Athleten mit, was vom Ufer noch gar nicht zu erkennen war – Meter hohe Wellen. „Ich habe in zwanzig Jahren Triathlon nie so hohe Wellen beim Schwimmen gehabt, auch nicht im Meer. Ich bin bestimmt ¼ der Strecke Brust geschwommen und damit war ich nicht einer von Wenigen“ so Huber. Es dauerte 28:47 Minuten bis Huber auf dem 187. Platz liegend wieder festen Boden unter den Füssen hatte.

Auf dem Rad ging es zunächst trockenen Fusses weiter. Auf dem zunächst sehr welligen Kurs machte Huber viele Plätze gut. Nach achtzig Kilometern galt es den Hochtannbergpass zu erklimmen. Obwohl es schon vorher immer wieder Schauer gab, begann nun der Himmel richtig seine Schleusen zu öffnen. Auf der Passhöhe hatte es noch fünf Grad. Vollkommen durchweicht kühlten die Athleten bei diesen Temperaturen auf der Abfahrt nach Lech richtig aus. Huber musste sich beim zweiten Wechsel den Helm öffnen lassen und in die Laufschuhe helfen lassen, weil die klammen Finger nichts mehr greifen konnten. Für die Radstrecke hatte er 3:32:16 Stunden benötigt und hatte sich damit bis auf den 63. Platz verbessert.

Etliche der Athleten strichen unterkühlt beim zweiten Wechsel die Segel. Auch die spätere Siegerin bei den Damen Yvonne Van Vlerken aus den Niederlanden schlotterte über sieben Minuten in Decken gehüllt beim Wechsel bevor sie mit einer dicken Zipfelmütze und in eine Daunenjacke gehüllt den Schlussabschnitt antrat.

Die ersten Kilometer liefen bei Huber sehr gut, doch auf der zweiten Hälfte der 12 Kilometer merkte auch er, dass er am Ende seiner Kräfte war. Mit 54:30 Minuten verbesserte er sich nochmals um ein paar Plätze und „finishte“ auf dem 55. Platz. „Zeit und Platzierung sind inzwischen sehr nebensächlich geworden“ so Huber. „Ich wollte einfach ein Teil der Wiederauferstehung des Trans Vorarlberg Triathlons sein“. Am kommenden Sonntag vollendet Huber noch einen weiteren wichtigen Teil seiner sportlichen Laufbahn. Beim Powerman Duathlon in Zofingen, bei dem er vor Jahren seine größten Erfolge feiern konnte, will er zum zehnten Mal „finishen“.