Mit Käsebrötchen im Singletrail zur Vizeweltmeisterin
Man mag es letzten Freitag schon bemerkt haben, die Aufregung vor dem 24-Stunden-Rennen in der Maxhütte war groß. Und das ist noch untertrieben, wenn man die Länge meines Lachflashs betrachtet, den ich noch wenige Stunden vor dem Start in unserem Lieblingscafé hatte. Gut also, dass sich unser Betreuerteam, bestehend aus dem Wechselszene-Chef (und Verantwortlichen der Misere) Sven Hindl, meinem Bruder und meinem Trainingspartner Frank vor dem Start um alles kümmerte.
Und dann ging es endlich los! Keiner wusste so richtig, was auf uns zukommen sollte – deswegen wollten wir es locker angehen. Zumindest soweit es die Strecke erlaubte. Die ließ nämlich im wahrsten Sinne des Wortes Mountainbikerherzen höher schlagen und wartete mit allem auf, was man sich von einem Mountainbikerennen wünscht: steile Uphills (natürlich in Schotter- und Wurzelversion), anspruchsvolle Downhills (ebenfalls in Schotter- und Wurzelversion), Singletrails, Geröllhalden, enge Kurven , zu überfahrende Rampen, Schienen und so weiter…
Für mich als leidenschaftlicher Mountainbiker, ein Riesenspaß. Gut, nach ungefähr acht Stunden hatte der Spaß bereits einen kleinen Haken. Das Geholper, besonders in den Abfahrten, war für die Muskulatur in Armen, Schultern und Rücken extrem anstrengend und nach diesem Zeitraum bereits recht schmerzhaft. Macht nichts, auf den einen oder anderen Schmerz waren wir ja vorbereitet – statt der Beine war es nun eben der Oberkörper – auch gut. Einfach weiterfahren…
Eine erste kurze Pause von zehn Minuten gab es nach 6,5 Stunden, um das Licht am Fahrrad zu montieren. Und dann ging es weiter, und weiter, und weiter. Besonders tolle Erfahrungen gaben natürlich die ersten Runden im Dunkeln. Die Strecke war schließlich kaum beleuchtet und der Kurs nur mit kleinen grünen Knicklichtern zur Orientierung abgesteckt.

Müde und dreckig - da kommt schonmal die Sinnfrage auf. Zum Glück wurden wir am Tag vorher noch vom Chef aufgeklärt: "Es gibt keinen". Na dann.... mal weiter...
Den Downhill im Wald mit Vollgas im Finsteren runter zu rattern, ist für kleine Adrenalinjunkies das Größte! Steigern lässt sich diese Erfahrung noch mit einer halben Käsesemmel in der Hand. Ja, irgendwann muss man sich schließlich auch verpflegen. Und nachdem die Muskulatur in den Armen bereits so verhärtet war, dass ich nicht mehr an die Trikottaschen herankam, wurde das Essen eben so lange herumgetragen, bis ich es endlich herunter bekommen hatte oder zur Not auch mal in den Ausschnitt gesteckt. Ekelig und dreckig war sowieso schon alles. Durch Schweiß, Pfützen und den aufgewirbelten Staub sah man nämlich nach nur wenigen Stunden bereits aus wie ein Schlotfeger. Aber auch das ist einem irgendwann egal.
Natürlich gäbe es noch Unmengen zu berichten, das Rennen hat mir genau das gebracht, was ich mir erhofft hatte: eine Menge an tollen neuen Erfahrungen! Und noch viel wichtiger: die Erkenntnis, dass es noch geht…
Mein Training verläuft nach wie vor alles andere als optimal. Und nach so langer Zeit kommt man dann doch ins Grübeln, ob man sich vielleicht einfach nicht mehr genug quälen kann. Seit diesem Wochenende weiß ich sicher, dass ich es noch kann.
Als mir morgens um acht Uhr, nach 19 Stunden, vom Betreuer der Konkurrenz gesagt wurde, dass mir eine Runde abgezogen worden sei, und ich damit zurück läge (was gar nicht stimmte!), konnte ich meine Rundenzeiten um 3 Minuten steigern.
Es lief perfekt. Ich traf jede Kurve, jeden Gang. Klar, jeder Anstieg, jeder Stein und jede Abfahrt tat zu diesem Zeitpunkt weh, aber es waren schließlich schon über 19 Stunden, die ich auf dem Fahrrad saß.
Nach 22 Stunden trat dann das ein, wovor sich jeder Ausdauersportler fürchtet: Der Mann mit dem Hammer traf geradewegs den Hauptschalter. Von einem Kilometer auf den anderen bekam ich so starke Krämpfe in Händen, Armen und Rücken, dass ich kaum mehr lenken konnte. Nach einem kurzen Stopp bei Frank machte dann auch mein Kreislauf schlapp und das Rennen war trotz Franks Versuchen, mich wieder zum Fahren zu bewegen (Danke!), für mich beendet.
Damit war leider auch der Sieg dahin. Für mich selbst verschmerzbar – ich hatte in den letzten Stunden gepokert, ohne die Situation genau einschätzen zu können – und verloren. Das ist Sport.
Für mein Team allerdings tat und tut es mir unendlich leid. Sie hätten nach 24 Stunden Schwerstarbeit, in denen der Dame auf dem Rad auch garantiert jede Runde ein neuer Wunsch eingefallen ist, den Titel redlich verdient gehabt.
Deswegen nochmal Danke, Danke, Danke an Frank, Michi, Sven, Fufzger und meine Eltern.
Und „special thanks“ auch an Herrn Renner von der Raiffeisenbank Sulzbach-Rosenberg, der uns dieses tolle Rennen ermöglicht hat, und an Stephan von der Radau für ein grandioses Rad!