Local Hero Andrea Seehuber bloggt: Jahrestag

Vor genau einem Jahr, am 2. Februar 2017, wurde ich um einen Rückruf gebeten.

So banal und unbedeutend das klingen mag, aber hätte das Telefonat nicht stattgefunden, würden Sie diesen Text nicht lesen. Denn am selben Abend schrieb ich in mein Tagebuch: „Ich wurde für das Local Heroes Projekt ausgewählt!“.

Drei Monate zuvor: Beim Zeitunglesen fällt mir eine Pressemitteilung auf. Sie betrifft den Chiemsee Triathlon und ist eine Ausschreibung für ein Projekt, das sich „Local Heroes“ nennt. Zwei Auserwählte erhalten die Möglichkeit am Chiemsee den ersten Triathlon ihres Lebens zu bestreiten. Vorausgesetzt man kommt aus der Region und ist volljährig. Drei Wochen später, sofort nach meinem 18. Geburtstag, schicke ich die Bewerbung los. Meine ersten Sätze lauten: „Mein Fitnessstudio ist für mich die Natur vor der Haustür. Genauso ist es mir schon als Kind gegangen, nur mit dem Unterschied, dass es damals der Spielplatz und nicht das Fitnessstudio war. Ich weiß, es ist nicht sehr originell zu behaupten, dass man es schon immer geliebt hat draußen zu sein, aber ich hoffe einfach, dass Sie mir das glauben.“ Ich habe mir gewünscht, dass es klappt, aber sicher konnte ich mir nicht sein. Wer weiß, wie viele sich beworben haben. An diesem 2. Februar 2017 war ich also in guter Laune. Aber wirklich vorausgesehen, was bzw. wie viel passieren wird, habe ich nicht:

Kraulen lernen, ein Schwimmseminar mit Europameister Jan Wolfgarten, Freiwasserschwimmen im Neoprenanzug, erstmals Rennradfahren und Koppeltraining, zwei Pressekonferenzen mit Triathlon-Profis, Swim & Run + Bike – Trainingstag, Trainingswochenenden des Tri Teams Chieming mit Christian Jais, Beitritt Tri Team Chieming, zwei Laktattests bei h/p/cosmos, Triathlon-Debut in Chieming, Helfersein bei Kurz-und Mitteldistanz, Wettkämpfe in Waging und Grassau, unerwartete Fortsetzung des Projekts, vier Laufwettkämpfe, Trainingsmöglichkeit im Gesundheitszentrum Traunstein, Aufbau einer Ausrüstung, Biathlon live in Ruhpolding, Langlaufen lernen, Chiemgau Team Trophy. Kurz habe ich versucht nachzuzählen, wie viele neue Leute ich im Zuge des Projekts kennengelernt habe. Die Idee habe ich schnell aufgegeben. Eine Zahl wollte ich aber unbedingt nachrechnen: Wenn man alle 15 Trainingspläne zusammenzählt, wie viel war ich im Wasser, auf dem Rad oder mit Laufschuhen unterwegs? Insgesamt bin ich 17,125 Kilometer geschwommen, 13 Stunden auf dem Rad gesessen, sowie 20 Stunden und sieben Minuten gelaufen.

Welche Strecke ich bisher mit Langlaufski zurückgelegt habe, weiß ich nicht, bis auf eine Ausnahme: Letzten Sonntag waren es 43 Kilometer. Ich rede natürlich von der Chiemgau Team Trophy.

Der Anblick von achthundert Startern, eine Schlange über mehrere hundert Meter, beeindruckt mich sehr. Ich stelle mir vor, wie es wohl in der ersten Reihe sein muss. Sind die Sportler angespannt und nervös? Schließlich dürfen sie ein ordentliches Tempo vorlegen. Wir stehen weiter hinten. Ruhig starten und die Kräfte einteilen, das ist der Plan. Die folgenden fünfeinhalb Stunden sind zusammengefasst so abgelaufen: „So schlimm sind die Steigungen gar nicht. Ach, ich liebe Langlaufen. So, Zeit für eine kurze Technikübung. Fast in Ruhpolding. Endlich Essen. Preiset den Erfinder des Loipenfutters! (Anmerkung: Riegel vom Kur Cafe Ruhpolding mit Mandeln, Trockenfrüchte, Haferflocken, Schokolade, Sonnenblumenkerne…) Ups, ziemlich lang geratscht, weiter geht’s. Da ist die Chiemgau Arena mit der nächsten Verpflegungsstation, das ging flott. Hey, so schnell trifft man sich wieder. Gut, die nächste Etappe geht auch noch! Ha, hier beim Weidsee haben wir immer trainiert Pam, Heimvorteil. Ok, jetzt geht es zwar lange bergauf, aber nicht wirklich steil – hat was Meditatives. Die letzte Station vor dem Ziel, ich lasse mir schnell die Skier wachsen. Nein, den Bus brauchen wir nicht – in der Wartezeit schafft man einige Kilometer, da kann man gleich zu Ende laufen. Puh, langsam wird es zäh, vor allem meine Knöchel schmerzen und die Technik leidet. Halleluja, noch einen Kilometer. Geschafft.“

244,3 Kilometer: die Leistung des Local-Heroes-Teams. Unter anderem erbracht von Bernd Rose und seinem achtjährigen Sohn Leopold. Mit acht Jahren 31,4 Kilometer zurückgelegt. Leopold war zurecht unser Mannschaftsführer.

Ich bedanke mich bei Sven, für den Impuls, das Langlaufen und die CTT auszuprobieren. Schon wieder eine Sportart, die mir wahnsinnig gut gefällt. Wir haben schon gescherzt, was wohl als nächstes kommt – Skispringen?