Local Hero Andrea Seehuber bloggt: (An)spannung

Puh, seit meinem letzten Bericht war mein Adrenalinspiegel und meine Herzfrequenz in Verbindung mit dem bevorstehenden Wettkampf auf einem nicht normalen Dauerhoch.

Die Auslöser:

1. Zunächst ein positiver Grund für meine Adrenalinschübe: Zum ersten Mal war das Freiwasserschwimmen Teil des Trainingsplans. In meiner Vorstellung wurde der Waginger See zum Chiemsee, meine beste Freundin und ihre Mutter zu dem großen Publikum, das Training zum Wettkampf. Auch das Ausziehen des Neos war weit problemloser als bei der Generalprobe.

2. Auch ein schöner Anlass war mein zweiter Laktattest mit Lauftrainerin Pamela Gutsch. Pam ist eine solche Frohnatur – mit ihr würde wahrscheinlich auch ein Stau auf der Autobahn Spaß machen. Aber selbstverständlich darf der Leistungstest nicht mit einem Stau gleichgesetzt werden. Es ist wirklich ein Privileg, im Zuge des „Local-Heroes“-Projekts, sogar zwei machen zu dürfen, schließlich ist das Routine von Profisportlern, aber selten von „Normalsterblichen“ wie mir.

Der Test liefert spannende Ergebnisse und ist dabei schonungslos ehrlich. Ein oder zwei Monate den Trainingsplan schlampig verfolgt? Die Laktatmessung dokumentiert es schwarz auf weiß.

20170308_hpcosmos_laktattest_local_hero_01Laktat? Für die Muskeltätigkeit ist Energie nötig, die wir aus unserer Nahrung gewinnen. Der Aufbau, der aus der Nahrung gewonnenen Glucose und Fettsäure, erfolgt über den sauerstoffgebundenen Energiestoffwechsel, die Zellatmung. Bei erhöhter Muskeltätigkeit erfolgt der Abbau zunehmend ohne Sauerstoff. Es entsteht Milchsäure als Stoffwechselprodukt, deren Salz als Laktat bezeichnet wird. Solange Laktatbildung und –abbau sich ausgleichen, kann der Körper weiter belastet werden. Ab einem bestimmten Belastungsniveau nimmt der Laktatwert jedoch überproportional zu. Bei dauerhaft überhöhtem Training kann es so zu einer Übersäuerung der Muskeln und Einschränkung der Leistungsfähigkeit kommen. Deshalb ist es wichtig seine Schwelle zu kennen, denn gezieltes Training in diesem Bereich kann die Ausdauer stark steigern.

So viel zum Thema „Menschlicher Organismus“, wie läuft so ein Test also ab? Ich durfte die Laktatmessung bereits einmal zu Beginn des Projekts am 6. März machen. Der Laufbandhersteller h/p/cosmos in Nußdorf stellte ein Trainingsgerät in seinen Räumen zur Verfügung. Alle drei Minuten erhöhte sich das Lauftempo um 2 km/h, dazwischen waren 30 Sekunden Pause, in denen Pam kleine Blutproben zur Laktatmessung nehmen konnte. Zu Beginn war es entspannt, doch mit drei Minuten Sprinten bei 14 km/h habe ich meine Grenze erreicht. Auch mein Laktatwert ist in die Höhe geschossen. Dementsprechend war mein zweiter Leistungstest diese Woche eine entscheidende Prüfung. Hat sich der Wert entsprechend der vielen Trainingseinheiten verändert? Habe ich richtig trainiert und so meine Ausdauer gesteigert? Ich war tierisch nervös. Sich im Training exakt an die eigenen Pulsbereiche zu halten, fand ich extrem schwer. Den Werten meiner Pulsuhr habe ich nie richtig Vertrauen geschenkt. Meine Horrorvorstellung war, dass sich der Laktatwert nicht verbessert hat. Ich habe meine Trainingspläne immer gewissenhaft verfolgt und das sollte auch rüberkommen.

Beim Leistungstest

Beim Leistungstest

Letztendlich waren meine Befürchtungen unbegründet. Meine Ausdauer hat sich verbessert – ich kann mittlerweile höhere Geschwindigkeiten länger und besser durchhalten, auch wenn ich nach den 14 km/h wieder meine Grenze erreicht hatte. In meiner Aufregung habe ich ganz vergessen Fotos zu machen – die Folgenden sind von meinem ersten Test im März.

3. Das gestrige Koppeltraining hat mich einige Nerven gekostet bzw. die 60 Minuten Radfahren. So sehr ich das Rennradfahren mag, gestern fühlte ich mich zum ersten Mal unwohl. Der Grund war der heftige Wind. Ich musste unglaublich aufpassen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Gegen Ende, als ich dachte, nun könne ich mich entspannen, kam etwas, das ich noch nie erlebt hatte: Ich bin an einer Pferdekoppel vorbeigefahren. Mit großer Geschwindigkeit sind zwei Pferde die Wiese entlang galoppiert, so schnell, dass ein Pferd nicht mehr abbremsen konnte und etwa 40 Meter vor mir über den Zaun gesprungen ist. Plötzlich trabte vor mir auf der Straße ein Pferd. Das ist kein Witz.

4. Meine Teamkollegin Stephanie Brenninger hat heute im Traunsteiner Tagblatt über den Radworkshop bei Audi Osenstätter mit WM-Teilnehmer und Biomechanik-Experte Rupert Probst vom 1. Juni berichtet. Aus zeitlichen Gründen konnte ich diesen nicht besuchen.

Ein Platten während des Triathlons? Mein größter Wunsch ist, dass alles reibungslos funktioniert – ich möchte den Wettkampf mit seiner motivierenden Atmosphäre einfach nur ungestört genießen.