Käpt’n Blaubeers Seemannsgarn
Es sind Osterferien und für Triathleten ist es traditionell Trainingslagerzeit – sprich die Zeit im Jahr zu der Geschichte(n) geschrieben wird (werden).
Die Art von Geschichten, die man noch Jahre später jedem Sportkameraden erzählt, der bereit ist sie anzuhören – natürlich nur im Austausch mit einem eigenen, ähnlich gearteten Erlebnis.
Und ich weiß nicht, ob es vom exzessiven Sporttreiben, der Müdigkeit, der Erschöpfung oder dem vom Training verursachten Hormoncocktail kommt, aber diese Geschichten haben meistens etwas von Käpt’n Blaubeers Seemannsgarn. Egal. Die Erinnerung daran zaubert einem auf jeden Fall ein verzücktes (verrücktes?) Grinsen ins Gesicht und bietet beim Treffen mit Gleichgesinnten stets gute Unterhaltung. Natürlich geht es immer um die härtesten Ausfahrten und Läufe, die verrücktesten Trainingspartner, die heftigsten Witterungsbedingungen oder übelsten Hungeräste.
Mein Kopfkino spielt gerade massenweise dramatische, actionreiche, aufregende und lustige Bildsequenzen ab und ich muss jetzt erst einmal eine kurze Trainingspause einlegen um mich auszutoben. Bin gleich wieder da…
Nun hat sich auch meine Lieblingsgeschichte herauskristallisiert.
Mallorca – es war der Tag, an dem ich etwas früher vom gemeinschaftlichen Frühstückstisch aufstand, um mein Fahrrad noch etwas zu pflegen. Meine Zimmerpartnerin und beste Freundin Susi und ich hatten irgendwann morgens besprochen, nach den letzten sehr harten Tagen heute nur lockere 60 Kilometer zu radeln. Ziemlich spät vormittags rollten wir dann mit einer Gruppe von vier radstarken Jungs los.
Erfahrungsgemäß rechnete ich sowieso mit 60 + x Kilometern.
Wie immer hatten wir unglaublich viel Spass. Der nahm bei mir dann deutlich ab, als meine Beine an den Bergen nicht mehr so wollten, wie ich das forderte. Und da waren viele Berge – zu viele für meinen Geschmack. Aber halb so wild. Noch.
Wild wurde es erst, als wir in Andratx standen und ich in meinem bereits herrschenden Delirium feststellte, dass a) das x an diesem Tag besonders groß ausfallen würde und b) ich zu wenig gefrühstückt hatte und c) Mir niemand etwas von der geplanten Königsetappe erzählt hatte!
Dank meiner Windschatten-Wadenbeißer-Qualitäten konnte ich noch einige Zeit mithalten. Doch dann kam der Mann mit dem Hammer – und ich war froh, dass einer der Jungs kurz vor Ladenschluss noch seine Trinkflaschen auffüllen musste und ich auf der Suche nach schnellen Kohlehydraten in den Laden stolpern konnte. Vielen Dank Herr B.!
Gut auch, dass Herr M. einen ganz neu geteerten Inselradweg nach Hause kannte und mich ermutigte: „Die 33 Kilometer rollen wir jetzt noch ganz locker aus!“
„Locker“ schafften wir es höchstens zum Abendessen, nachdem wir in gut unter einer Stunde nach Alcudia brausten. Ans Abendessen kann ich mich heute nicht mehr erinnern… macht nichts, für solche Geschichten nimmt man auch kleine Gedächtnislücken in kauf.
Danke an all diejenigen, die mir ein Riesen Kopfkinoarchiv solcher Momente beschert haben und immer wieder bescheren! Was wäre der Sport ohne solche Momente?