Jo Spindlers Blog: Racing Season!

Alle meine Athleten hatten in den vergangenen zwei Monaten ihre wichtigen großen Rennen. Emotional steht man als Coach da immer am Streckenrand und hofft und fiebert mit, obwohl man ja nicht mehr wirklich helfen kann. Trotzdem hoffe ich, dass der Athlet alles richtig macht und dass ich als Coach in den zurückliegenden Wochen die richtigen Entscheidungen getroffen habe, was Training und Wettkampfauswahl betrifft.

Besonders groß ist die Freude dann, wenn die Athleten ihre selbst gesteckten Ziele erreichen:

teamTBB Profi Per Bittner konnte sich zum ersten Mal für Hawaii qualifizieren. Nach einem hervorragenden Rennen in Melbourne Anfang des Jahres und einigen Punkten aus 70.3-Bewerben, war die Ausgangsposition gut. Eine Top-10 Platzierung in Frankfurt hätte zur Quali gereicht. Nur leider verhinderte ein technischer Defekt eine solche Platzierung. Als vierzehnter bekam er zwar immer noch ordentlich Punkte, ob die aber für die Quali gleich beim ersten Cut-Off reichen würden, war unsicher. Was also tun? Warten und hoffen ob’s reicht? Oder noch einmal nachlegen? Wir entschieden uns für einen Start beim Ironman in der Schweiz, nur drei Wochen nach Frankfurt. Und zum Glück war es die richtige Entscheidung: Wie sich nachher herausstellte, hätte Per die direkte Quali um 25 Punkte verpasst! Viel wichtiger aber war, dass Per unter Hawaii-ähnlichen Bedingungen ein erstklassiges Rennen machte, bei dem er nicht nur seine Leistung von Frankfurt noch einmal abrufen, sondern sogar noch steigern konnte! Dieses Rennen hat ihm viel Selbstvertrauen und einen ordentlichen Schub in seinen Vorbereitungen auf Hawaii gegeben. Und wie es so oft ist, entpuppte sich die vermeintliche „Notlösung“ als idealer Schritt zum nächsten Ziel!

David, einer meiner Altersklassen-Athleten, schaffte seine Quali beim Ironman UK. Auch hier war alles anders geplant: Hauptwettkampf sollte eigentlich der Ironman in Frankfurt sein wegen der größeren Menge an Qualifikationsplätzen dort. Aber auch hier machte eine Verletzung bereits im April eine Umplanung notwendig. Wir setzten also auf den Ironman UK – und wieder war es die richtige Entscheidung. Am Ende wäre nicht nur die Quali, sondern sogar eine Podiumsplatzierung möglich gewesen.

Markus Hörmann, Youngster im Team und in seinem ersten Profijahr, konnte einige Kurzdistanzrennen gewinnen und machte ein super Rennen in Chiemsee. Zudem hat er mit Rimini und Wiesbaden seine ersten Erfahrungen in international stark besetzten Rennen machen können. Trotzdem ist diese Saison hauptsächlich ein Lehrjahr in dem er die Basis für seine zukünftige Karriere legt. Er muss sich an die Umfänge und Trainingsbelastungen gewöhnen und auch an den ganz anderen Leistungsdruck als Profi.

Christian Nitschke, ebenfalls teamTBB-Profi, konnte zum vierten Mal den Ostseeman gewinnen (einmal mehr als ich, vielleicht muss ich doch noch mal dort starten… ;-) ) Aber auch das war ein schweres Rennen, das erst einmal gewonnen werden musste. Und auch hier war der Saisonverlauf ganz anders geplant. Aber Christian hatte die Chuzpe, seine Saison nicht verloren zu geben, als eine heftig Erkältung zwei Wochen vor dem Hauptwettkampf die ursptüngliche Saisonplanung über den Haufen warf und aus einer „Notlösung“ eine „Ideallösung“ zu machen.

Mindestens sechs meiner Athleten konnte ich zu den Weltmeisterschaften in Hawaii und Vegas coachen. Andere Athleten haben ihren ersten Ironman erfolgreich absolviert.

Somit schaut meine Zwischenbilanz als Coach gar nicht so schlecht aus. Und ein paar Asse habe ich noch im Ärmel, hehe! ;-)

Gibt es eine Lehre aus all dieses Athletengeschichten? Vielleicht, dass es die „perfekte Vorbereitung“ nicht gibt. Das perfekte Rennen kann man nicht erzwingen. Die „optimale“ Vorbereitung gibt es nicht. Aber wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, muss man so gut vorbereitet sein, dass man sie beim Schopf ergreifen kann.

Am besten ist der Coach, der auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann!

See you at the races! Jo