Jo Spindlers Blog: Europameister!

Wie im letzten Blog angekündigt, habe ich noch „ein paar Asse im Ärmel“: Mit Diana Riesler und Andrej Vistica gewannen zwei meiner Athleten bei der Challenge Vichy die ETU Europameistertitel!

Andrej machte ein grandioses Rennen. Schnelles Schwimmen, dann auf dem Rad irgendwann seine Gruppe gesprengt; mit etwas über einer Minute Vorsprung auf die Laufstrecke und dann das Ding mit dem schnellsten Marathon nach Hause gelaufen. Diana als dritte Frau aus dem Wasser, mit einer enorm starken Radleistung als erste Frau vom Rad und als achter Mann ins Ziel! Zum zweiten Mal in ihrer Karriere, Sub-9h!

Für beide war es der erste große internationale Sieg. Ein Sieg, von dem beide seit Jahren geträumt und für den beide extrem hart gearbeitet haben.

Aber es gibt noch mehr Parallelen:

Beide hatten einen leichten Start in ihre Triathlon-Karriere. Andrej mit einem fulminanten Ironman-Debüt von 8:19h in Roth 2011. Diana mit mehreren Podiumsplätzen bei Ironman-Rennen (Südafrika, Österreich, UK) und einer Bestleistung von 8:53h in Klagenfurt 2011.

Beide fingen als Development-Athleten im teamTBB an – ohne Vertrag, ohne Gehalt, ohne Material-Support – aber mit Bretts Training und der Möglichkeit, sich ins Profi-Team hochzuarbeiten. Und jetzt sind beide Europameister!

Beide trainieren seit fast drei Jahren bei mir – und ungefähr drei Jahre brauchen die meisten Athleten, bis sie den Anschluss an die internationale Spitze geschafft haben. Bis sie soweit sind, Bretts Training nicht nur auszuhalten, sondern auf dieser Basis Höchstleistungen abzurufen. (Gleiches gilt für Age Gruper: Vom ersten Ironman zur Hawaii Quali – 3 Jahre.)

Andrej und Diana hatten beide einen leichten Start in den Triathlon-Sport, fast zu leicht. Und dann kamen die Rückschläge: Beide kamen zum ersten Mal in ein TBB Trainingscamp, sie durften zwei Wochen mittrainieren und am Ende sagte Brett zu ihnen: „Sorry, not good enough.“ Ein niederschmetterndes Urteil – und viele Athleten hätten entweder Brett verflucht oder den Mut verloren. Aber Andrej und Diana verfügen beide über eine enorme Sturheit und Bretts Urteil war ihnen Ansporn, so hart zu trainieren, wie man eben trainieren muss, wenn man an die Spitze will. Sie hörten das „yet“ in Bretts Urteil – „not (yet) good enough“ – und ich sah dieses „yet“ auch. Und jetzt sind aus diesem winzigen „yet“ zwei Europameister geworden. Oder wie Brett es viel kürzer auf den Punkt bringt „@visticaa @jo_spindler a great moment 4 u and very proud u stuck at it when u were told the hard truths u went away and worked yur arse off“.

Und noch mehr Rückschläge. 2012 für beide ein Seuchenjahr: Diana verletzt, Ermüdungsbruch. Kaum gesund, holt sie bei der Challenge Copenhagen ein Bus vom Rad. Schulter gebrochen, Bänder ab, Krankenhaus, mehrere Operationen. Andrej ist nicht viel besser: Er steckt sich vor seinem Hauptwettkampf mit dem Hanta-Virus an. Vier Wochen Krankenhaus. Quarantäne. Saison vorbei. In diesen Situationen nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren, nicht den Glauben an sich selbst, das zeichnet beide Athleten aus. Und diese Eigenschaft zeichnet jeden guten Triathleten auf der Langdistanz aus, egal ob Profi oder Age Grouper! Triathlon ist nichts anderes, als dann weiter zu machen, wenn es scheint, dass es nicht mehr geht. Oder, wie Brett es wieder viel kürzer und besser auf den Punkt bringt: „When the going gets tough the tough get going.“ Das liest sich alles schön locker und leicht, aber für beide war diese Zeit das alles nicht: nicht schön, nicht locker, nicht leicht.

Aller Dank geht an Brett – und die beiden Titel natürlich auch. Ohne ihn wäre es nichts geworden. Er war nicht unmittelbar involviert, aber er war der Katalysator. Er hat mich zu einem bessern Athleten und zu einem noch bessern Coach gemacht. Er hat mir seine Methode beigebracht (und die reinen Trainingspläne sind dabei das Unwichtigste). Er hat uns zusammen gebracht und zu Andrej und Diana gesagt „You train with Jo.“ Er hat an uns alle drei geglaubt. Auch dann, als wir selbst es schon fast nicht mehr getan haben. Und er hatte den 3-Jahres-Plan wahrscheinlich zuerst ;-).

Oder, wie er es wieder besser auf den Punkt bringt: „At TBB we pick and stick!“

See you at the races! Jo