Interview mit Ricarda Lisk: „Ich habe mein Potenzial auf der Mitteldistanz noch lange nicht ausgeschöpft“

DCIM100GOPROGOPR0777.

1992, als Triathlon noch eine reichlich exotische Sportart war, versuchte sich Ricarda Lisk an ihrem ersten Triathlon. Elf Jahre jung war die Schondorferin damals und verliebte sich glatt in den Sport.
24 Jahre später ist sie immer noch dabei und hat eine beachtliche Sportlervita aufzuweisen: Vier Deutsche Meistertitel auf der Kurzdistanz, Olympiateilnahme 2008, Vize-Europameisterin und zahlreiche internationale Spitzenplatzierungen. Mittlerweile trifft man die studierte Sportmanagerin auch auf der Mitteldistanz an. Kein Wunder, auch hier mit starken Ergebnissen, wie im vergangenen Jahr bei der Ironman 70.3 WM mit einem achten Platz.

Erstmals wird Ricarda Lisk 2016 in das Chiemgau kommen und auf der Mitteldistanz um den Sieg mitkämpfen. Wir haben uns mit ihr unterhalten.

Hallo Ricarda,
1992 hast du dich in den Triathlonsport „verliebt“. Was hält die Liebe nach so vielen Jahren frisch?

Nun, „verliebt“ will ich es nicht ausdrücken, ich würde eher sagen, dass ich mit dem Triathlon einfach meinen Sport gefunden habe. Ich frage mich zwar immer noch manchmal, warum nicht Bogenschießen oder Snooker, letzteres kommt wenigstens im Fernsehen, aber die Frage ist natürlich leicht zu beantworten. Ich bin gerne draußen, genieße es im Freibad zu schwimmen, durch die Gegend zu radeln oder im Stadion Gas zu geben.

Während viele Topathleten nach einigen erfolgreichen Jahren auf den kürzeren Distanzen den Schritt auf die Langdistanz wagen, bist du dem tempofreudigen Format treu geblieben. Egal, ob in der französischen Triathlon-Bundesliga, auf Kurz- oder Mitteldistanzrennen. Was begeistert dich an den rasanteren Formaten und wie schaffst du es, dir die Spitzigkeit zu bewahren?

In dem ich genau bei solchen Wettkämpfen weiterhin starte. Bei dem französischen Grand Prix ist die ITU-Weltspitze vertreten, das gibt mir genügend Respekt, mich bei Tempoeinheiten im Training doppelt anzustrengen. Außerdem bringt der Speed immer noch was für längere Strecken. Rein mental fühlt sich eine Mitteldistanz gegenüber einer Sprintdistanz wie eine Sonntagstour an.

2015 konntest du dich bei den Ironman 70.3 Weltmeisterschaften in Österreich unter den besten zehn platzieren. Macht so ein Erfolg Lust auf längere Distanzen?

Erstmal noch nicht, eher im Gegenteil. Ich habe mein Potenzial auf der Mitteldistanz noch lange nicht ausgeschöpft, da ich nie wirklich Radkilometer gemacht habe, sondern eher Antritte, Sprints oder kurze Intervalle. Das Radfahren kann man am einfachsten trainieren. Von dem her bin ich gespannt, wie schnell ich auf den 90 Kilometern noch werde.

DCIM100GOPROGOPR0763.

Zum fünfjährigen Jubiläum des Chiemsee Triathlon hast du dich für die Mitteldistanz gemeldet. Mit welchen Erwartungen an dich selbst, aber auch an das Rennen, reist du an?

Ich habe schon immer gehört, wie schön der Chiemsee Triathlon ist, darum freut es mich endlich dabei zu sein. Die Mitteldistanz passt für mich perfekt in meine Vorbereitung für die 70.3 EM und WM rein. Mein Ziel ist natürlich sie zu gewinnen!

Die Region Chiemgau ist mittlerweile vom Triathlon-Fieber infiziert. So wird erstmals ein Einsteiger-Triathlon das Rennwochenende ergänzen. Welchen Tipp gibst du Neulingen mit auf die Strecke?

Macht euch keinen Druck, habt Spaß und wenn etwas schiefläuft, läuft’s beim nächsten Mal besser!

Bei 24 Jahren Triathlon-Erfahrung kann man sicherlich ein Buch voller Geschichten schreiben. Welche Ereignisse sind dir zu folgenden Stichworten besonders in Erinnerung geblieben: 1) Anfängerfehler, 2) schönster Zieleinlauf, 3) ein Mal und nie wieder probiert, 4) tollste Anfeuerung?

1) In der Taperwoche Paniktraining zu machen
2) Mein Weltcupsieg 2008 in Hamburg
3) So aerodynamisch wie möglich auf dem Zeitfahrrad zu liegen. Bringt nichts, entspannt danach laufen zu können ist wichtiger.
4) Bei den Wettkämpfen in Hamburg, das ist schon einzigartig. Wobei, ich bin gespannt auf den Chiemsee-Triathlon! ;-)

Wie sehen deine Pläne für den weiteren Saisonverlauf aus?

Ich starte noch beim Ba-Wü-Liga Finale und einem Grand Prix in Frankreich und bereite mich dann in einem Trainingslager auf die 70. EM und WM vor.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Dankeschön.

Bildquelle: Ricarda Lisk