Die Trainingslager-Gewinnerstory – Verloren im Tal der Tränen
Die meisten von Euch sind fit und gut erholt aus den Trainingslagern in aller Welt zurückgekehrt und gut vorbereitet für die Saison. Wir haben Euch nach Eurer schönsten Geschichte aus den Camps gefragt. Danke für alle Einsendungen. Unser Powerbar-Überraschungspaket räumt Gaby Mehrl ab – denn sie ging fast verloren im „Tal der Tränen“ …
Mitte März war ich zusammen mit 36 laufstilanalyse.de Athleten im Trainingslager auf der wundervollen Insel Gran Canaria…
Die Königsetappe „Tal der Tränen“ war eigentlich eine Nummer zu groß für die „Holidaygruppe“, aber sollte die schönste Strecke der Insel sein. Deshalb machten Alex, Armin und ich uns früh morgens von Playa del Ingles aus auf den Weg, um die 130 Kilometer und über 3000 Höhenmeter zu bewältigen.
Gestartet wurde 45 Minuten später als geplant – was soll‘s, wir hatten ja den ganzen Tag Zeit. Dieser Gedanke ließ uns auch ein paar längere Pausen einlegen … Mogan, Obststand vor San Nicolas (die Papayas waren aber auch zu lecker) … trotzdem kamen wir ganz gut voran und genossen die Tour in vollen Zügen.
Dann kam sie … die erste Rampensau! Zuerst noch gefahren, wurde nach und nach mehr geflucht und schließlich geschoben, am Ende rückwärts, da die Wadln streikten. Oben angekommen, machte sich das erste Mal ein leichter Zeitdruck bemerkbar.
Nicht lange drüber nachdenken – weiter radln Richtung Artenara.
Nach der ersten Rampe war die Strecke wieder gigantisch … bis zur nächsten. Diese wurde erst gar nicht mehr versucht, sondern gleich abgestiegen: Schuhe aus, Socken aus (da diese weiß waren) und diesmal barfuß geschoben. Die Blasen ließen nicht lange auf sich warten. Zum Glück ging‘s nicht lange so steil bergauf und es war uns wieder möglich aufs Rad zu steigen. Die Tour war ohne Zweifel atem(be)raubend!Das Schlimmste war geschafft – ab jetzt sollten wir ohne Schiebepassagen weiterkommen … dachte ich…
Als Ajacata und San Bartolome auf den Schildern zu lesen war, träumten wir schon von einer anschließenden heißen Dusche und einem anständigen Abendessen.
Plötzlich stand Armin mitten auf der Straße: „Wir müssen da runter.“ Wir fuhren weiter und kamen auf einen Schotterweg. Der „sollte“ jedoch nur 400 Meter lang, dann 2 Kilometer lang … sein. Wir warfen vorsichtshalber einen Blick in die Karte – „Presa de Chira“ – Die Straße führte tatsächlich direkt nach Maspalomas. Trotzdem … das konnte einfach nicht der richtige Weg sein??? Zurückzuschieben und den Berg wieder hochzuradln, erschien uns aber auch keine gute Lösung. Langsam wurde es dunkel . Der Weg wurde immer schlechter und schlechter und wir schulterten unsere Räder.
Endlich erreichte Armin einen unserer restlichen Truppe und unseren Coach. Es stellte sich heraus, dass wir zwar auf dem kürzesten, aber definitiv nicht auf dem vorgegebenen Weg waren. Kartenlesen will geübt sein – wir befanden uns auf einem Wanderweg! Mit Rad und Radschuhen statt Rucksack und Wanderstiefeln. Nach eineinhalb Stunden schieben, tragen und wandern über Stock und Stein sollte der Pfad nach vorne wie nach hinten gleich lang sein. Also kämpften wir uns weiter durch die Nacht. Wie lange würde der Heimweg wohl noch sein?
Als wir nach drei Stunden wieder eine „richtige“ Straße fanden, waren wir überglücklich. Nur waren wir immer noch hoch oben am Berg. Kurzärmlig rollten wir im Schritttempo, da wir so gut wie kein Licht und Armin außerdem einen Platten hatte, den Berg hinab.
Halb erfroren kamen wir in Maspalomas und um halb 11 Uhr endlich im Hotel an.
Dank „Pizza Hut“ bekam ich aber doch noch ein anständiges Abendessen.
Eine Woche später bin ich die Tour noch einmal gefahren, diesmal aber ohne Wanderung, dafür mit Jeepbegleitung (danke Eva & Dani ;-) !)
Eure Gaby