Die Oberpfälzer Winterlauf Challenge erleben: Handicap-Sportler Erich Forster am Start

Parasport. Vor wenigen Jahren noch gänzlich unbekannt, drängen immer mehr Handicap-Athleten in die noch jungen Sportarten. Besonders in diesem Jahr hatte man das Gefühl, dass den Disziplinen mehr Medienaufmerksamkeit zukommt – der Chiemsee Triathlon war da keine Ausnahme. Wir haben uns mit Erich Forster unterhalten. Der blinde Sportler wird zusammen mit einem Begleiter bei der Oberpfälzer Winterlauf Challenge starten. 

Parasport bekommt zunehmend mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. So konnten sich zum Beispiel 2014 beim Chiemsee Triathlon der Wechselszene Paratriathleten über die Kurzdistanz messen. Nun freuen wir uns, Dich bei der reha team Betzlbacher Oberpfälzer Winterlauf Challenge begrüßen zu dürfen. Wie lange widmest du dich schon dem Ausdauersport?
Erich Forster:  Sportbegeistert war ich schon immer. 2012 habe ich zum ersten mal an einem offiziellen Lauf teilgenommen. Den Nofi Lauf in Neustadt a.d. Waldnaab. Begleitet wurde ich damals von Josef Most, der mir durch Freunde vermittelt wurde. Wir waren sofort ein tolles Team und von da an wurde Laufen zur Leidenschaft.

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Was ist für dich die größte Herausforderung beim Laufen?
Erich Forster: Ich möchte mir und auch Anderen beweisen, dass ich trotz Blindheit zu besonderen Leistungen fähig bin und dass es auch für Menschen mit Behinderung möglich ist an „normalen“ Sportveranstaltungen mit Erfolg teil zu nehmen.

Die Wettbewerber werden Dich in Begleitung laufen sehen. Aufgrund einer Sehbehinderung bist du bei Wettkämpfen mit einem Partnerläufer unterwegs. Wie bist Du zum Laufen gekommen?
Erich Forster: Einen enormen Bewegungsdrang hatte ich schon als noch sehendes Kind. Als Jugendlicher war ich begeisterter Fußballer. Mit Mitte 30 musste ich erst mal meine Erblindung (eine Erbkrankheit mit Namen Retinitis Pigmentosa) verarbeiten. Durch das Laufen konnte ich einen Teil der aktiven Mobilität zurückgewinnen. Heute trainiere ich fast täglich und ich spüre den positiven Einfluss auf Körper und Geist.

Wer ist Dein persönlicher Lauf-Guide? Hast du einen festen Lauf-Partner oder wechselst Du ab?
Erich Forster: Josef Most, der mich auch auf der Winter Challenge begleitet war mein erster Guide. Er guided mich oft auf lokalen Läufen. Ich war aber auch mit den verschiedensten Lauffreunden unterwegs, z.B. Albin, der ist auch bei der Winter Challenge mit dabei. Oft kenne ich den Guide aber auch gar nicht. Nach einer kurzen Einweisung hat mich bis jetzt jeder souverän ins Ziel gebracht.

Für Außenstehende ist kaum nachzuvollziehen wie du deine sportliche Leidenschaft so bravourös ausübst. Was muss Deine Begleitung beim Laufen für Dich/Euch machen und wie funktioniert so eine Laufeinheit?
Erich Forster:  100% Vertrauen ist wichtig. Der Guide stellt bei einem Lauf seine persönlichen Ziele in den  Hintergrund. Wir sind mit einem elastischen Gummiband verbunden und manchmal ist es auch notwendig, dass mich der Guide direkt am Handgelenk führt. Ein Guide sollte etwas fitter als der blinde Läufer sein. Er muss konzentriert laufen können und mich kurz und knapp über die Streckendetails informieren können. Wie z.B. 90° Linkskurve,   Pfütze rechts, demnächst steiler Anstieg usw. Durch diese Ansagen kann ich mir mein eigenes Bild von der Strecke machen.

Gibt es eine Anlaufstation, wo man Begleitung gezielt suchen kann, oder sucht sich jeder Sportler im eigen Umfeld seine Begleitperson selbst aus? Schließlich ist ja nicht jeder fit für diese Sache!
Erich Forster:  Meine Frau Karin hat im Mai 2014 eine Facebook Gruppe gegründet.

www.facebook.com/groups/guiderunner.de

Aktuell beteiligen sich mehr als 170 sehbehinderte/blinde Läufer und Guides an der Gruppe. Leute aus allen Ecken Deutschlands, Österreich und der Schweiz verabreden sich zu Läufen und tauschen Erfahrungen rund ums Tandemlaufen aus. Darüber hinaus gibt es noch gute Kontakte zu ähnlichen Gruppen in USA und in England, die es auch möglich machen im Ausland zu Laufen. So konnte ich im Mai 2014 am Bupa 10k in London teilnehmen. Noel Thatcher, ein britischer blinder Topläufer und mehrfacher Goldmedaliengewinner bei den Paralympics hat sich da persönlich um einen Guide für mich gekümmert. Da Noel auch am Bupa 10k mit gelaufen ist, konnten wir uns noch vor dem Lauf intensiv über Blindrunnig austauschen.

Was hast Du für das Jahr 2015 alles an Wettkämpfen geplant und welche Strecken wirst Du bei der 7. reha team Betzlbacher Oberpfälzer Winterlauf Challenge in Angriff nehmen?
Erich Forster:  Angemeldet bin ich erst mal für den 10-er um den Steinberger See. Sollte die Strecke und die Witterung für mich laufbar sein, werde ich eventl. auch noch die zwei anderen Läufe mitmachen.
Für 2015 ist der Berliner Mauerweglauf mit einer Inklusionsstaffel schon gebucht. Nofi Lauf ist sowieso Pflicht, den Freundschaftsmarathon Amberg Weiden hab ich ins Programm aufgenommen. Ein Halbmarathon im europäischen Ausland habe ich mir auch noch zum Ziel gemacht. Finnland oder England wäre die engere Wahl. Ansonsten bin ich auch mal spontan und halte immer Ausschau nach schönen Events.