Deutsche Meisterschaft der Gehörlosen beim Chiemsee Triathlon: „Der Triathlonsport tut viel für Gehörlose“
Volker Marks macht seit mehr als acht Jahren Triathlon. Im vergangenen Jahr wagte sich der 48-Jährige erstmals auf die Triathlon-Langdistanz. Das mag an sich nicht ungewöhnlich erscheinen, für Marks ist es dennoch ein besonderes Unternehmen. Der ehemalige Leistungsschwimmer ist von Geburt an gehörlos. Sport gehört für ihn dennoch stets dazu. Wir haben uns mit ihm unterhalten
Hallo, Herr Marks,
was fasziniert Sie am Triathlon?
Triathlon ist für mich eine der faszinierendsten Sportarten überhaupt. Schwimmen, Radfahren und Laufen, dabei die eigene Grenzen kennenzulernen. Jedes Mal, wenn man ins Ziel kommt, vergisst man einfach die langen Trainingseinheiten, die Schwierigkeiten vorher, genießt den Moment und die Atmosphäre ist einfach immer klasse. Dadurch, dass es eine Einzelsportart ist, hat jeder seine Leistung selbst zu verantworten. Das mag ich.
Sie waren früher Leistungsschwimmer in der DDR Nationalmannschaft. Heute engagieren sie sich im Triathlon und sind selbst auf allen Distanzen aktiv. Was bedeutet der Sport für Sie und waren Sie schon immer aktiv?
Ja, ich war als Kind schon sehr aktiv im Sport und daran hat bis heute nichts geändert. Als Hörbehinderter oder ganz allgemein als Behinderter hat man es nie leicht im Leben und für mich persönlich ist der Sport seit jeher ein Ruhepol. Ich fühle mich einfach danach wohler und ausgeglichener.
Ab ins Wasser, ab aufs Rad, laufen quer durch die Stadt. Hörende können sich kaum vorstellen, all das ohne akustische Eindrücke machen zu können. Birgt das Training Schwierigkeiten für Sie oder meistern Sie all das problemlos?
Eigentlich ist das kein Problem für mich, wenn ich beim Training oder im Wettkampf nichts höre. Es ist wie bei blinden Menschen – sie sehen nichts, aber können sehr viel besser hören. Ich höre nichts, sehe aber dafür sehr viel mehr und erlebe visuell viel intensiver.
Sie waren Mit-Initiator der Deutschen Meisterschaft im Triathlon für gehörlose Sportler. Wie viele Athleten gibt es in Deutschland und was zeichnet die Gehörlosen-Rennen aus?
Als ich damals meine erste Volksdistanz gemacht habe, waren nur fünf Gehörlose aktiv dabei. Wir haben dann eine private Triathlongemeinschaft (DEAF TRIATHLON MÜNSTERLAND) gegründet. Als wir unsere Gemeinschaft auf Facebook veröffentlicht haben, gab es einen Schub. Mittlerweile gibt es rund 20 Triathleten, die sehr aktiv teilnehmen und mehr als 40 Gehörlose, die Volksdistanzen mitmachen oder einfach mit Gleichgesinnten den Tag erleben.
Ich habe dadurch auch gemerkt, dass der Triathlonsport viel für Gehörlose tut. Wir wohnen ja in ganz Deutschland verteilt und wenn alle an diesem Tag zusammenkommen, sieht man wie fröhlich und glücklich sie sind. Wenn ich die gehörlosen Teilnehmer beim Finisch sehe und auch die gehörlosen Zuschauer, macht es mich stolz und ich weiß, ich habe alles richtig gemacht.
Allerdings muss ich auch sagen, ich hätte es nicht ohne mein Team damals geschafft: Allen voran Thomas Susli und Gerrit Besselink. Jetzt arbeite ich wieder mit ihnen zusammen, neu dabei ist Thomas Hanke .
Wenn im Eifer des Gefechts der Hörsinn nicht bei Orientierung und Aktion unterstützen kann – mit welchen Tricks behilft man sich im Rennen?
Das werde ich oft gefragt! Wie gesagt, erleben wir einfach alles visuell. Deshalb signalisiert uns der Kampfrichter beispielsweise nicht mit Trillerpfeife, sondern mit farbliche Karte. Beim Schwimmstart schwimmt man einfach los, wenn die anderen starten und auch sonst ist man auf der Wettkampfstrecke nie alleine und schaut einfach, was die andere Triathleten machen… das funktioniert gut.
Am Chiemsee wird 2017 erstmalig eine Wertung für Gehörlose durchgeführt. Was erhoffen Sie sich von dem Rennen? Werden Sie selbst am Start sein?
Zwei Meisterschaften fanden bisher in Altenrheine statt. Wir wollten auch gehörlosen Sportlern, die im Süden wohnen und wegen der Entfernung nicht dabei sein konnten, einmal eine Chance geben, daran teilzunehmen. Dieses Mal finden die Wettkämpfe ja sogar an zwei Tagen statt und ich hoffe dadurch, dass wieder sehr viele kommen.
Natürlich werde ich auch selbst mitmachen, werde bei der Kurzdistanz antreten. Es ist ein toller Testwettkampf, bevor ich zwei Wochen später in Frankfurt die Langdistanz mache. Das wird mein zweiter Höhepunkt nach dem Chiemsee Triathlon sein!
Hier geht es zur Ausschreibung und Online-Anmeldung der 3. Gehörlosen Meisterschaft beim Chiemsee Triathlon 2017