CST: Der Herr der Strecke
Mit dem 1. Chiemsee Triathlon findet im nächsten Jahr eine der größten Sportveranstaltungen des Chiemgaus statt. Der Multisportwettkampf ist der einzige Triathlon über die Mitteldistanz in Oberbayern. Die Teilnehmer stellen sich Schwimmen über 2 Kilometer, 80 Kilometer Radfahren und Laufen über 20 Kilometer. Die 20 Kilometer lange Radstrecke, die die Athletinnen und Athleten zwei Mal fahren müssen, wurde von einem geplant, der die Radwege und Straßen in der Region wie aus der sprichtwörtlichen Westentasche kennt: Hans Daxer.
Der ehemalige Bürgermeister von Marquartstein plant im Auftrag der Landkreise Traunstein und Rosenheim und deren Tourismusverbände das Radwegenetz, stellt die Beschilderungspläne auf und vieles mehr, um den Bedürfnissen der Radfahrer entgegenzukommen. Im Interview spricht der „Unruheständler“ über Einschränkungen während des Wettkampfs, Schwierigkeiten beim Erstellen der Radstrecke und eine „vollendete Landschaft“.
Was war die Schwierigkeit bei der Konzeption der Radstrecke?
Hans Daxer: Die größte Schwierigkeit bestand darin, in dem von Bundes- und Staatsstraßen durchzogenen Raum am Ostufer des Chiemsees eine Strecke zu konzipieren, die den allgemeinen Verkehr möglichst wenig behindern würde.
Wo haben Sie die Lösung gefunden?
HD: Natürliche und nicht überschreitbare Grenzlinien waren im Westen das Seeufer, im Norden die Alz, im Osten die B 304 sowie die Bahnlinie Traunstein-Trostberg. Im Süden gab es eher reichlich Raum. Dafür war hier das Problem am Stadtrand Traunsteins recht kniffelig. Die im ganzen Bereich recht gut ausgebauten untergeordneten Straßen und Wirtschaftswege waren eine große Erleichterung. Die Radstrecke wird voraussichtlich gemäß den gesetzlichen Vorgaben für etwa drei Stunden komplett gesperrt werden müssen.
Werden die Touristen auf den Blick auf die Sehenswürdigkeiten rund um den Chiemsee verzichten müssen?
HD: Für die Touristen – sprich Urlauber – wird diese Sperre weniger Bedeutung haben. Der von der Strecke umschlossene Raum ist für diesen – vor allem am See interessierten Personenkreis – eher peripher. Es handelt sich im Wesentlichen um landwirtschaftlich genutztes Gelände ohne besondere Sehenswürdigkeiten – was aber natürlich den landschaftlichen Reiz in keiner Weise vermindert.
Werden die Anwohner von Einschränkungen betroffen sein?
HD: Für die Anwohner hält sich die Erschwernis in erträglichen Grenzen. Fahrten zu Beruf oder Einkauf sind am Sonntag kaum notwendig. Bei vergleichbaren Veranstaltungen wie z. B. Radeln um den Waginger See, Trachtenumzüge, Prozessionen und ähnliche Veranstaltungen werden sehr viel länger dauernde Sperrungen und Umleitungen in Kauf genommen. Entscheidend wird sein, den Anwohnern das Gefühl zu geben, kostenlos einer bisher kaum bekannten, spektakulären Sportart aus nächster Nähe zusehen zu können.
Sie kennen die Radstrecken im Chiemgau sicher wie kein anderer – was erwartet die Teilnehmer des Chiemsee Triathlons bei dem Rennen?
HD: Ob die Triathleten beim eigentlichen Wettbewerb noch aufnahmefähig für die Reize der Landschaft sind, kann ich nicht beurteilen. Aber in der Zeit davor und danach bewegen sie sich in einer der attraktivsten oberbayerischen Landschaften. Das voralpine Hügelland, der große See, das den Horizont begrenzende Gebirge – der bayerische Ministerpräsident prägte dafür den Begriff „vollendete Landschaft“ – die Freundlichkeit der Menschen, all das wird den Sportlern, ihren Begleitern und den Zuschauern sicher unvergesslich bleiben und zum Wiederkommen anregen.