„Triathlon ist eine der trendigsten Disziplinen“
Er ist Sportreporter und mittlerweile begeisterter Triathlet: Bayern 3-Sportmann Bernd-Uwe Gutknecht geht am 3. Juni (Sonntag) beim 5. Oberpfälzer Seenland Triathlon an den Start. Zum zweiten Mal nach 2010, doch diesmal legt er noch einen drauf und versucht sich am Quadrathlon. Neben Schwimmen, Radfahren und Laufen steigen die Athleten noch ins Kajak. Gutknecht, der auch für das Fitness-Magazin von B5 arbeitet, über den Reiz des Triathlons, den Vorteil der boomenden Sportart für eine Region, und Eitelkeit.
Du berichtest weltweit von Triathlon-Wettkämpfen. Welchen Stellenwert hat diese Sportart mittlerweile?
Bernd-Uwe Gutknecht: Ich sehe zwei Seiten: einmal die Seite der Ausdauer-Sportler, der Sportartikel-Industrie, der Sponsoren, der Triathlon-Medien. Für uns gibt es ja nichts Wichtigeres als diese tolle Sportart. Die Zuwachszahlen bei Wettkämpfen, aber auch in der Industrie sind beeindruckend. Insofern ist Triathlon zu einer der trendigsten Disziplinen geworden. Ansonsten würde eine Popwelle wie mein Arbeitgeber Bayern 3 auch nicht Medienpartner des Triathlons in Roth machen.
Und die andere Seite?
Bernd-Uwe Gutknecht: Auf der anderen Seite sehe ich die breite Öffentlichkeit, auch die meisten Mainstream-Medien. Da findet Triathlon immer noch unter „Extremsport“ statt. Triathleten sind Spinner, heißt es dann schnell. Das große Potenzial als Familien-, Schul- oder Firmensport haben viele noch gar nicht erkannt. Es ist das kuriose Gegenteil zum Biathlon: Wie viele aktive Biathleten gibt es in Deutschland? Vielleicht Hundert. Aber im Fernsehen ist es der „Burner“. Triathlon bekommt kaum Sendezeiten, ist aber bereits Volkssport. Verkehrte Welt.
Wie bist Du selbst zum Ausdauersport gekommen?
Bernd-Uwe Gutknecht: Per Zufall. Bis zum Alter von 35 Jahren war Jogging ein lästiges Übel. Dann war ich als BR-Reporter beim Ironman Hawaii und habe mich mit dem Triathlon-Virus angesteckt. Ein paar Monate später folgte der erste Schnuppertriathlon. Mittlerweile habe ich drei Langdistanzen in den Knochen.
Was fasziniert Dich daran?
Bernd-Uwe Gutknecht: Der ganze Lifestyle – alles von der Freizeitgestaltung über die Ernährung bis hin zum Equipment. Aber auch die Möglichkeit, sein körperliches und geistiges Leistungspotenzial durch kontinuierliches Training immer weiter zu verbessern. Die Ausgeglichenheit, die ich durch das Training gewonnen habe.
Wie zeigt sich das?
Bernd-Uwe Gutknecht: Durch eine gewisse Entspanntheit allen möglichen Problemen gegenüber. Wer eine Langdistanz schafft, kann auch andere große Hindernisse meistern. Und ganz ehrlich: Ein bisschen Eitelkeit ist auch dabei, als Triathlet wird man ja doch mit viel Respekt wahrgenommen.
Welches war bis jetzt Dein sportliches Highlight?
Bernd-Uwe Gutknecht: Da würde ich drei nennen: mein erster Challenge in Roth. Da hatte ich ständig Tränen in den Augen. Klingt komisch, war aber so. Dann der New York Marathon. Da muss man sich den Solarer Berg (in Roth, d.Red.) vorstellen, aber 42 Kilometer lang. Wahnsinn! Und sportlich bin ich noch stolz auf den Ötztaler Radmarathon: 5500 Höhenmeter auf 238 Kilometer.
Wo liegen Deine Stärken und Schwächen beim Triathlon?
Bernd-Uwe Gutknecht: Ich schwimme ganz ordentlich, was in der ersten Wechselzone angenehm ist. Auf dem Rad kann ich meine Position einigermaßen halten. Beim Laufen kommen dann aber spätestens die schlechten Schwimmer unter den guten Triathleten. Und das kann frustrierend sein. Aber ich arbeite daran…alle Distanzen haben ihren Reiz. Mittelstrecke mache ich am liebsten: Da musst du schon was tun dafür, kannst dich aber in der Woche danach noch bewegen wie ein menschliches Wesen.
Wie hast Du den Triathlon am Steinberger See erlebt?
Bernd-Uwe Gutknecht: Als sehr familiäre und freundschaftliche Veranstaltung. Ich war schon drei Tage vorher da und habe einen Kurzurlaub am See gemacht. Das war echt nett. Gutes Essen in den Dörfern, schöne Landschaft, freundliche Menschen. Und die Organisation des Wettkampfes war richtig gut. Man merkt sofort, dass Sportler hinter dem Event stecken und nicht Geschäftsleute, die einen schnellen Euro machen wollen.
Nun versuchst Du Dich am Quadrathlon – was reizt Dich daran?
Bernd-Uwe Gutknecht: Ich habe den Quadrathleten am Steinberger See zugeschaut und da ich den Kajaksport an sich auch spannend finde, war der Entschluss schnell gefasst: das probiere ich mal aus! Meiner Meinung nach sind Triathlons und andere Multisportarten die künftigen Boomevents. Kajak, Inline, MTB, Wintertriathlon. Letztlich wollen alle Ausdauersportler in der Natur sein und schnell vorwärts kommen. Egal ob auf zwei Rädern, Rollen oder eben im Boot.
Wie bereitest Du Dich darauf vor? Warst Du schon einmal in einem Kajak?
Bernd-Uwe Gutknecht: Ein paar Mal bin ich in Wanderkajaks herumgepaddelt. Das hat immer Spaß gemacht. Ich habe mich schon umgehört. Von den richtigen Rennkajaks raten mir die Experten ab. Also werde ich mir ein einigermaßen schnelles Hobbykajak organisieren und mich dann von den Quadrathlon-Profis abhängen lassen. Für mich geht’s da einfach nur um die Gaudi und mal wieder etwas ganz Neues auszuprobieren.
Was planst Du für die Saison 2012?
Bernd-Uwe Gutknecht: Los geht’s beim Lindau Triathlon. Dann plane ich ein paar Mitteldistanzen, Challenge Kraichgau, den 1. Chiemsee Triathlon, die Challenge Walchsee. In Roth werde ich wieder in der Bayern 3-Staffel mitmachen. Nach drei Langdistanzen hintereinander möchte ich mir ein bisschen Pause gönnen. Aber wer weiß, wie ich das sehe, wenn alle meine Kumpels von ihren großen Wettkämpfen erzählen.
Kann eine Region Deiner Meinung von einem Triathlon-Wettkampf wie dem Oberpfälzer Seenland Triathlon profitieren?
Bernd-Uwe Gutknecht: Enorm sogar. Als Sport-und Reisereporter treffe ich ja oft auf Touristiker und weise sie immer wieder auf das touristische Potenzial von Triathlons hin. Schließlich kommen da Hunderte oder gar Tausende Sportler mit Anhang für einige Tage in eine Region. Vorbildlich macht das der Landkreis Roth-Hilpoltstein: der wirbt mit seinem Triathlon auf touristischer Ebene. Ich werde übrigens dieses Jahr auch über das Oberpfälzer Seenland als ideales Naherholungsgebiet für Aktivurlauber berichten. Schwimmen, Radfahren, Laufen, Paddeln, das sind die beliebtesten Ferienaktivitäten der Deutschen. Das ist ein Pfund, mit dem diese Region wuchern kann.